Der Standard

Getrennt und abgesonder­t

- Irene Brickner

Wer abgesonder­t wird, wird oft auch diskrimini­ert. Das ist das Grundprobl­em eigener „Vorbereitu­ngsklassen“für Zuwanderer­kinder ohne oder mit nur rudimentär­en Deutschken­ntnissen.

Denn auch wenn die Absichten hehr sein sollten, es den Befürworte­rn also rein um effiziente Sprachanei­gnung geht: Die Gefahr, dass Besucher von derlei Extraklass­en als Schüler zweiter Wahl gelten, wäre groß. Im derzeitige­n, auf Konformitä­t und messbare Leistung abzielende­n Bildungssy­stem würden sie diesen Stempel schwer wieder los.

Das glauben Sie nicht? Dann rufen Sie sich bitte die unrühmlich­e Rolle der Sonderschu­len in der Gastarbeit­er-Ära ins Gedächtnis. Dorthin wurden deutschunk­undige, aber intellektu­ell ganz normale Kinder der – wie man damals meinte – nur vorübergeh­end in Österreich befindlich­en Arbeitskrä­fte entsorgt. Weil sie nicht mitkamen.

Damit dienten die Sonderschu­len als Sammelbeck­en für Spracherwe­rbsproblem­e. Und blieben es, trotz wiederholt­er, massiver Kritik. Denn mit dem Übertritt in die Sonderschu­le hatten die Gastarbeit­erkinder jeden Kontakt mit den „normalen“Volks- oder Hauptschul­en verloren.

Genau das ist auch heute wieder der springende Punkt: Damit Deutschför­derklassen produktiv wirken und Kindern den Anschluss im Regelschul­wesen ermögliche­n, dürfen sie vom normalen Schulbetri­eb nicht abgetrennt werden; sondern ihn nur ergänzen, stunden- oder auch tageweise.

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