Was Leser wollen und was sie sollen
Kritische Gegenposition zu den Postillionen des „ungesunden Menschenverstands“: Ein Band versammelt Reden zur Zukunft des Journalismus.
Kann es sein, fragte der Medienwissenschafter Bernhard Pörksen, dass die akademische Intelligenz die gegenwärtige Krise des Journalismus kaum zum Thema macht, „sich nicht für die Ökonomie der Qualität interessiert“? Er wollte das ändern. Gemeinsam mit Andreas Narr, dem Chef des Südwestrundfunk-Studios, gründete Pörksen 2003 die Tübinger Mediendozentur. Pate stand die Idee, Studenten der Medienwissenschaft mit prominenten Medienvertretern in Kontakt zu bringen und zu zeigen, so Narr, „dass es gerade in schwierigen Zeiten Journalisten braucht, die an sich und ihre Aufgabe glauben“.
Was Praktiker den Studierenden auf den Weg mitgaben, ihre Reden zur Zukunft des Journalismus, ist jetzt in einem Sammelband nachzulesen. Die Idee des Mediums, so sein Titel, steht angesichts von Digitalisierung, Internet und sozialen Medien zur Diskussion. Die Reaktionen auf die Veränderungen der letzten Fast alle Nachrichtenseiten im Netz würden sich danach richten, „was Leser wollen“, Gedrucktes hingegen danach, „was Leser lesen sollen“.
Der 2014 verstorbene FAZFeuilletonchef Frank Schirrmacher, dem das Buch gewidmet ist, plädiert in seiner Rede für eine Form des Journalismus, die per se weder viele Anzeigen noch Klickraten generieren mag, aber für eine kritische Öffentlichkeit unerlässlich ist. Allerdings würde diese Aufgabe in der auch für ihn unumkehrbaren Internet-Welt immer schwieriger, im Druck und erst recht im Fernsehen.
Von dem, was Fernsehen einmal hätte leisten können und teilweise sogar geleistet hat, verabschiedet sich Roger Willemsen in einem teils zynischen, teils ironischen Nachruf. Zukunft passiert für ihn in anderen Kanälen, wobei er da sehr ungefähr bleibt. Durchaus konkret hingegen sieht Miriam Meckel, Chefredakteurin der Wirtschaftswoche, die Perspektiven für investigative Arbeit statt „automated journalism“, egal in welchen Medien. „Sense-