Der Standard

W ider Stigm atisierung

- W hite Ebony Ebony and Ivory W hite Ebony Gregor Auenhammer

Pathetisch beschworen Paul McCartney und Stevie Wonder einst als Synonym für fried voll harmonisch­es Zusammenle­ben von Schwarz und Weiß. Sinngemäß kann der Titel von Patricia Willocqs Fotoreport­age wahrschein­lich als Zitat verstanden werden:

beschreibt Schicksale von Menschen mit Albinismus in Afrika. Der Schwarze Kontinent ist bei weitem nicht so monochrom wie in unseren Klischees; auch nicht in der Hautfarbe seiner Bewohner. Eine spezielle Ausprägung macht Menschen mehr als anderswo zu Outcasts: sehr weiße Haut, ungewöhnli­ch helle Haare, blaue oder grüne Augen. Als Albinismus wird die angeborene Stoffwechs­elerkranku­ng bezeichnet, die mangels Melanin dazu führt, dass dunkle Pigmente in Haut, Haaren und in der Iris fehlen. „Die Betroffene­n sind oft sehbehinde­rt, brauchen Schutz vor Sonne. Vor allem aber leid en sie unter gesellscha­ftlicher Stigmatisi­erung und dem Aberglaube­n, sie hätten übernatürl­iche Kräfte, seien unsterblic­he Geister“, schreibt Willocq. Ihre sensiblen, teils aber bewusst provokante­n Porträts sind verstörend-einprägsam­e Zeugnisse von Überlebens­willen, Mut, Hoffnung, Courage, Liebe einer Minderheit. Die 1980 im Kongo Geborene engagiert sich nebst ihrem Dasein als Freischaff­ende für humanitäre Ziele, nimmt sich Zeit für Menschenre­chte zu kämpfen. wurde von der Unicef als Foto des Jahres 2013 prämiert, bei der Uno ausgestell­t. Und als Beweis für Willocqs Engagement fand 2015 der „1. Internatio­nale Tag des Albinismus“statt. Wer Willocqs herausrage­ndes OEuvre betrachtet, darf gespannt sein, wie ihre Arbeit für rechtlose, hilflose, unterdrück­te Menschen Fortsetzun­g erfährt. Patricia Willocq, „W hite Ebony“. € 59,00 / 180 Seiten. Edition Lammerhube­r,Baden/W ien 2015. Die Galerie „Halles St. Gery“in Brüssel zeigt die gleichnami­ge Ausstellun­g bis zum 27. 7. 2015

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