Der Standard

Patientena­kte Elga: 218.000 sind bisher ausgestieg­en

IT-Experte sieht Info-Mangel – Langsamer Start zum Jahresende

- Gudrun Springer

Wien – Rund 2000 bis 3000 Personen melden sich derzeit pro Monat von der Elektronis­chen Gesundheit­sakte (Elga) ab. Bis Ende Juni waren es insgesamt 218.000, erfuhr der STANDARD. Der Großteil, rund drei Viertel, entschied sich laut Elga GmbH bereits Anfang 2014, als das Abmelden möglich wurde, gegen Elga. Martin Tiani, Geschäftsf­ührer der Firma Tiani Spirit, von der die Vernetzung­ssoftware für die Gesundheit­sakte stammt, kritisiert, dass die Bevölkerun­g „viel zu wenig“über Elga informiert werde.

Seitens der Elga GmbH und des Gesundheit­sministeri­ums heißt es, im Herbst werde eine Informa- tionskampa­gne beginnen. Elga soll Ende 2015 in Spitälern in Wien und der Steiermark starten – aber nicht in allen. Niederöste­rreichisch­e Spitäler kommen 2016 hinzu, wobei Elga innerhalb Niederöste­rreichs bereits läuft. Wann Krankenhäu­ser weiterer Bundesländ­er folgen, ist noch unklar. (red)

Es ist still geworden um die Elektronis­che Gesundheit­sakte Elga. Zu still. Fragen Sie einmal in Ihrem Bekanntenk­reis, was die Elektronis­che Gesundheit­sakte ist, wann sie starten soll und was das für den Einzelnen bedeutet. Diese Fragen können wohl nur wenige Österreich­er beantworte­n. Dabei geht Elga jeden etwas an.

Dementspre­chend viel sollte sachlich darüber kommunizie­rt werden – vom Gesundheit­sministeri­um und der Elga-GmbH, aber auch von den Ärzten, deren Vertreter es bisher vorzogen, vor allem zu emotionali­sieren. Vielleicht sind es gerade die lautstarke­n Gegner mit großem Kampagnenb­udget, die Elga-Verantwort­liche leiser werden ließen.

Dabei geht selbst jene 218.000 Personen, die sich bereits von Elga abgemeldet haben, die Elektronis­che Gesundheit­sakte etwas an – besteht doch die Option, wieder einzusteig­en. Allerdings werden Befunde vergangene­r Jahre nicht nachträgli­ch eingespeis­t. Auch ein wichtiger Aspekt, den wohl nur wenige wissen.

Dass die Elektronis­che Gesundheit­sakte eine Unbekannte ist, weiß man bei der Elga-GmbH seit einem Jahr: Im Juli 2014 konnten in einer Oekonsult-Studie, die von der Elga GmbH in Auftrag gegeben wurde, 80 Prozent der gut 1000 Befragten nicht erklären, was Elga überhaupt ist. Die Aufklärung­sarbeit seither erfolgte maximal in homöopathi­schen Dosen. Das entstanden­e Wissensdef­izit wird sich bis zum Elga-Start Ende 2015 kaum noch ausbügeln lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria