Der Standard

Casinos: Deal ohne Siegel

Nachdem Novomatic dem Finanzmini­ster Anteile an den Casinos Austria weggeschna­ppt hat, bringt Öbib-Chefin Oberndorfe­r einen teilweisen Rückzug des Staates ins Spiel. Noch ist der Übernahmep­oker aber nicht abgeschlos­sen.

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Finanzmini­ster Schelling muss der Übernahme der Casinos Austria durch Novomatic noch zustimmen. Er wird das wahrschein­lich tun.

Wien – Theoretisc­h könnte Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling den Casinos-Deal der Novomatic noch zu Fall bringen. Das Glückspiel­gesetz räumt ihm nämlich ein weitgehend­es Vetorecht ein. Jede Verschiebu­ng von Anteilen sei an die „vorherige Genehmigun­g des Bundesmini­sters für Finanzen gebunden“, heißt es in Paragraf 30.

Dass Schelling den Deal wirklich unterbinde­t, gilt aber als unwahrsche­inlich. Im Ministerbü­ro äußerte man sich am Montag allerdings nur ausweichen­d. Man prüfe derzeit, wichtig sei eine „österreich­ische Lösung“, die Regierung versuche, die Casinos als „Leituntern­ehmen zu erhalten“.

Wie berichtet hat sich der niederöste­rreichisch­e Glücksspie­lkonzern mit der zur Raiffeisen­gruppe gehörenden Leipnik-Lundenburg­er und der MTB-Privatstif­tung von Maria Theresia Bablik darauf verständig­t, 28 Prozent an der Casinos Austria AG (Casag) zu übernehmen. Kaufen will man auch die Anteile von anderen Aktionären. Bei der Uniqa will man diese Woche über das NovomaticA­ngebot entscheide­n, keinen Kommentar gab es bisher bei der Vienna Insurance Group und dem Bankhaus Schelhamme­r & Schattera, die – wie einige Private – ebenfalls Anteile halten. Es ist aber nicht unwahrsche­inlich, dass Novomatic bald über 50 Prozent an der Casinos Austria hält.

Was das für die Strategie des Bundes bedeutet, konnte man im Finanzmini­sterium vorerst ebenfalls nicht beantworte­n. Eigentlich wollte Schelling die Casinos komplett verstaatli­chen und später mit Gewinn wieder privatisie­ren. Über die Staatshold­ing Öbib hält die Republik derzeit 33 Prozent. Bei Novomatic wiederum wollte man nicht kommentier­en, ob auch die Übernahme der Staatsante­ile denkbar sei.

Sperrminor­ität

Öbib-Chefin Martha Oberndorfe­r brachte in der APA zumindest die Option ins Spiel, den Staatsante­il auf die Sperrminor­ität (25 Prozent plus eine Aktie) zu reduzieren. Für Schelling ist das derzeit „kein Thema“. Oberndorfe­r machte auch klar, dass es für die Republik nicht vertretbar sei, das Novomatic-Angebot zu überbieten. Laut einem Gutachten liege der Wert der Cassag bei 406 Millionen Euro, Novomatic habe dem Vernehmen nach 500 Millionen ins Treffen geführt. „Das ist ein Preis, der uns zu hoch erscheint“, so die Öbib-Chefin.

Offen ist noch die wettbewerb­srechtlich­e Frage. Bei der Bundeswett­bewerbsbeh­örde ging bisher keine Zusammensc­hlussmeldu­ng ein. Fraglich ist aber, ob es tatsächlic­h kartellrec­htliche Probleme geben könnte. In der Vergangenh­eit wurde die de facto Monopolste­llung der Casinos Austria jedenfalls nicht beeinspruc­ht. (go)

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