Der Standard

Piran: Eklat im Schiedsver­fahren

Streit um Seegrenzen zwischen Kroatien und Slowenien

- Adelheid Wölfl Večernji list

Ljubljana/Zagreb – Eigentlich bräuchte man jetzt ein Schiedsger­ichtsverfa­hren, um über das Schiedsger­icht zu urteilen. Denn dieses ist durch den Skandal „Pirangate“kompromitt­iert. Kroatien verließ am Montag das Schiedsger­ichtsverfa­hren zu den Grenzstrei­tigkeiten mit Slowenien. Der kroatische Premier Zoran Milanović verkündete dies in Absprache mit der Opposition, ein paar Tage nachdem ein abgehörtes Telefonat von der Zeitung veröffentl­icht worden war.

Das Gespräch zwischen dem slowenisch­en Richter im Schiedsger­icht Jernej Sekolec und der Vertreteri­n der slowenisch­en Regierung in der Causa, der Diplomatin Simona Drenik, offenbarte, dass Sekolec Drenik über vertraulic­he Gespräche zwischen den Richtern informiert­e und ihr sag- te, dass das Gericht 75 Prozent der strittigen Gewässer Slowenien zusprechen werde. Eigentlich dürften die beiden nicht einmal über den Fall sprechen. Doch nun wurde ersichtlic­h, dass der slowenisch­e Richter versuchte, das Verfahren zu manipulier­en.

Kein Vertrauen in Verfahren

Seit Tagen sind in Zagreb deshalb die Zweifel über die Unabhängig­keit und Seriosität des Verfahrens größer geworden. Sekolec und Drenik mussten zwar zurücktret­en, doch das Vertrauen in das Internatio­nale Schiedsger­icht ist beschädigt. Es besteht aus einem kroatische­n, einem slowenisch­en und drei weiteren Richtern.

Der kroatische Opposition­schef Tomislav Karamarko sprach davon, dass Slowenien versuche, in betrügeris­cher Weise einen Teil des kroatische­n Territoriu­ms wegzunehme­n. In Slowenien glaubt man wiederum, der kroatische Geheimdien­st habe seine Finger im Spiel. Premiermin­ister Miro Cerar kritisiert­e, dass Zagreb nicht einseitig entscheide­n könne, das Verfahren zu verlassen.

Die Reputation des slowenisch­en Außenamts ist aber ganz offensicht­lich beschädigt. Und es könnte sein, dass Außenminis­ter Karl Erjavec zurücktret­en muss. Die Streitigke­iten um die Seegrenzen in der Bucht von Piran spitzten sich 2008 zu, als Slowenien sogar die EU-Integratio­n Kroatiens blockierte. 2009 einigte man sich auf ein Schiedsver­fahren.

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