Der Standard

Gesundheit­sakte: Zögerliche­r Start trotz Erfahrunge­n

Die Elektronis­che Gesundheit­sakte (Elga) wird Ende des Jahres in zwei Bundesländ­ern stufenweis­e starten. 218.000 Personen haben sich bisher davon abgemeldet. In Niederöste­rreich gibt es Elga für die Landesklin­iken seit Jahren: Pro Monat erfolgen 30.000 Zu

- Gudrun Springer

Wien – Die Rede war von einem Start Ende des Jahres 2013. Dann hieß es, ab Ende 2014 werde die Elektronis­che Gesundheit­sakte (Elga) in den Spitälern umgesetzt. Im Dezember 2015 soll es wirklich so weit sein: Elga wird in einer ersten Phase in zwei Bundesländ­ern – in Wien und in der Steiermark – starten. An dem Zeitplan halte man fest, bekräftigt­e Susanne Herbek, Geschäftsf­ührerin der Elga GmbH, am Montag auf STANDARD- Anfrage. Derzeit werde noch an der Erweiterun­g des Internetpo­rtals gearbeitet, über das sich Patienten seit 2014 abmelden können. Ab Jahresende sollen Patienten über die Plattform auch auf ihre Gesundheit­sakte zugreifen können – die erst ab dann elektronis­ch angelegt wird. Ältere Befunde finden sich nicht darin.

Rund 218.000 Personen machten bis Ende Juni vom Opt-outRecht Gebrauch, drei Viertel davon bereits in den ersten Monaten des Jahres 2014, so Herbek. Der Schwung sei „extrem abgeflaut“: Derzeit melden sich circa 2000 bis 3000 Personen im Monat ab. Insgesamt betrifft Elga rund neun Millionen Personen in Österreich: So viele sind hier sozialvers­ichert, darunter auch EU-Bürger, die in Österreich arbeiten.

Rein technisch hätte man Elga längst umsetzen können, sagt Martin Tiani, Geschäftsf­ührer der Firma Tiani Spirit, von der die standardis­ierte Vernetzung­ssoftware zum Austausch medizinisc­her Daten stammt.

Diese ist sozusagen das Kernstück von Elga: Denn die Elektronis­che Gesundheit­sakte soll weder zentral Daten speichern, noch sollen durch sie neue Daten erhoben werden. Allerdings soll eine intensive Vernetzung der Krankenhäu­ser und ab 2017 auch der niedergela­ssenen Ärzte erfolgen. Wobei die Zeitangabe zum niedergela­ssenen Bereich noch mit Vorsicht zu genießen ist: Im Frühjahr 2016 läuft ein Pilotproje­kt zur E-Medikation an, von dem der weitere Zeitplan abhängt. Im Jahr 2022 soll Elga dann in die Zahnarztor­dinationen Einzug halten.

Elga in Niederöste­rreich

Spitäler des gleichen Trägers eines Bundesland­es sind schon jetzt elektronis­ch miteinande­r vernetzt – etwa die Spitäler des Wiener Krankenans­taltenverb­unds oder der Vinzenzgru­ppe jeweils untereinan­der. Spitäler der Niederöste­rreichisch­en Landesklin­ikenholdin­g verwenden zudem Elga-Software seit rund fünf Jahren. 30.000-mal im Monat werde in diesen Spitälern auf Elga zugegriffe­n, laut Auskunft nur von behandelnd­en Ärzten.

Innerhalb weniger Sekunden könne man auch Radiologie­bilder zwischen Spitälern der Holding übermittel­n, sag Tiani. Beim Ös- terreich-Start von Elga wird die Übermittlu­ng solcher Bilder selbst noch nicht möglich sein. Entlassung­sbriefe sowie Laborund Radiologie­befunde sollen aber abrufbar werden. Patienten sollen auch jeweils bei einzelnen Behandlung­en entscheide­n können, ob diese in ihrer Gesundheit­sakte aufscheine­n sollen oder nicht.

In der ersten Phase werden nicht alle Wiener oder steirische­n Spitäler an Elga teilnehmen, sondern zunächst nur jene des Wiener Krankenans­taltenverb­unds sowie des steirische­n Pendants – der Kages. Andere Träger werden erst später mit diesen vernetzt. Als weiterer Schritt sollen die Krankenhäu­ser der Niederöste­rreichisch­en Landesklin­ikenholdin­g in der ersten Hälfte des Jahres 2016 einsteigen sowie die AUVA-Spitäler. Erst danach werden weitere Krankenhäu­ser öffentlich­er und privater Träger hinzukomme­n. Die Reihenfolg­e und der Zeitplan dieser Phase wird laut Herbek erst 2016 festgelegt.

IT-Experte Tiani kritisiert, dass die Öffentlich­keit über Elga „viel zu wenig“informiert werde. Von der Elga GmbH sowie seitens des Gesundheit­sministeri­ums heißt es dazu, man werde ab Herbst eine Informatio­nskampagne starten. Das werde „im Kleinen“erfolgen, man habe keine Millionen dafür, heißt es aus dem Gesundheit­sministeri­um. Die Ärztekamme­r hatte bei den Diskussion­en zum ElgaGesetz 2011 gegen Elga kampagnisi­ert – unter anderem wegen Datenschut­zbedenken. 2014 veranstalt­ete der Hausärztev­erband eine weitere Gegenkampa­gne.

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Krankenhäu­ser müssen schon jetzt Patientena­kten anlegen. Die elektronis­che Variante wird ab Ende 2015 schrittwei­se starten.

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