Der Standard

Ex-Finanzmini­ster der USA mahnt Reformen ein

Laut Henry Paulson sind Chinas Finanzmärk­te zu wenig entwickelt

- Financial Times

London – Aus Sicht des früheren US-Finanzmini­sters Henry Paulson steht China am Rande einer großen finanziell­en und wirtschaft­lichen Krise – und mahnt Reformen im Reich der Mitte ein. Die Wirtschaft an sich sei gewachsen und gereift, die Kapitalmär­kte hinken dieser Entwicklun­g seiner Ansicht nach jedoch deutlich hinterher. Die derzeitige­n wirtschaft­lichen Probleme bringt Paulson mit dem jüngsten Ausverkauf an den Börsen in Schanghai und Shenzhen nur indirekt in Zusammenha­ng, vielmehr würden sich dahinter strukturel­le Probleme und fehlende Reformen für Chinas Finanzmärk­te verbergen.

Liberalisi­erung vorantreib­en

Die Liberalisi­erung des Finanzsyst­ems zu bremsen, um weitere Instabilit­ät an den Märkten zu unterbinde­n, wäre in den Augen des Ex-Finanzmini­sters genau der falsche Weg. Keine der entwickelt­en Volkswirts­chaften hätte ein hohes Wohlstands­niveau erreicht, solange ein abgeschott­etes Finanzsyst­em falsche Preisinfor­mationen liefere, wie Paulson in einem in der in der Vorwoche veröffentl­ichten Kommentar schreibt. Vielmehr sollte Peking dessen Liberalisi­erung vorantreib­en.

In Paulsons Augen bedeutet dies, einen Rahmen zu schaffen, der die Möglichkei­ten für Marktmanip­ulationen und Investment­betrug weitgehend ausschließ­t. Auch bei der Transparen­z von Rechnungsw­esen und Publizität­s- pflichten sieht er Handlungsb­edarf. Zudem sollte der Markt für Unternehme­nsanleihen ausgebaut und der Bevölkerun­g leichterer Zugang zu ausländisc­hen Wertpapier­en ermöglicht werden.

Demnach mangelt es den chinesisch­en Märkten auch an einer breiteren Basis an Marktteiln­ehmern wie „erstklassi­gen“ausländisc­hen, institutio­nellen Investoren, Investment­banken und Wertpapier- und Analysefir­men.

Auch unabhängig­e Ratingagen­turen vermisst der ehemalige Goldman-Sachs-Chef und US-Finanzmini­ster, in dessen Amtszeit die Lehman-Pleite als endgültige­r Auslöser für die Weltfinanz­krise gefallen ist. Paulson empfiehlt daher, den jüngsten Börsenkrac­h in China als das zu sehen, was es in seinen Augen darstellt: nämlich als Zeichen, das die Entwicklun­g von Chinas Finanzmärk­ten noch nicht abgeschlos­sen ist. (aha)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria