Teva spritzt sich Botox von Allergan
Kaum eine Woche ohne rekordverdächtige Übernahme in der Pharmabranche. Nun spritzt sich der weltgrößte Generika-Hersteller, Teva aus Israel, mit Botox des US-Herstellers Allergan auf. Das Rennen um den US-Anbieter Mylan gab Teva hingegen auf.
Frankfurt – In der Pharmabranche steigt das Fusionsfieber auf neue Rekordwerte. Der weltgrößte Generika-Hersteller Teva kauft für 40,5 Milliarden Dollar (37 Mrd. Euro) die Nachahmermedikamente des US-amerikanischen BotoxHerstellers Allergan. Im Rennen um den US-Konkurrenten Mylan geben sich die Israelis dagegen geschlagen und ziehen ihr ebenfalls 40 Milliarden Dollar schweres Offert zurück.
Mit der Akquisition steigt die Ratiopharm-Mutter Teva nach Eigendarstellung in die Liga der zehn größten Pharmakonzerne der Welt auf.
Teva-Chef Erez Vigodman sieht im Zukauf das „Fundament für langfristiges Wachstum“. TevaAktien schossen an der Börse Tel Aviv zeitweise um zwölf Prozent in die Höhe. Allergan-Papiere stiegen im vorbörslichen US-Geschäft auf ein Rekordhoch von 325,15 Dollar. „Es macht Sinn, dass Teva zugeschlagen hat und sich nicht länger mit Mylan rumschlägt, die kein Interesse hatten“, sagte Branchenexperte Ulrich Huwald von der Privatbank MM Warburg.
Die Abspaltung des Geschäfts mit Nachahmermedikamenten bei Allergan kam Teva offenbar gerade recht. Denn im Übernahme- kampf um Mylan musste der Konzern jüngst einen Rückschlag hinnehmen. Die unabhängige niederländische Stichting Foundation von Mylan hatte eine Kaufoption gezogen, die ihr vorübergehend ermöglicht, die Mehrheit an dem US-Unternehmen zu erwerben. Mylan hatte zuvor die Übernahmeofferte von Teva zurückgewiesen und will selbst den irischen Arzneimittelhersteller Perrigo für 34 Milliarden Dollar kaufen. Dieses Buhlen galt auch als Versuch, sich gegen einen Kauf durch Teva zu stemmen.
Die Pharmabranche wird derzeit von Übernahmen geradezu umgewälzt. Hohe Forschungskosten und der Ablauf von Patenten auf lukrative Medikamente heizen die Fusionswelle an. Zuletzt hatten die kanadische Valeant für elf Milliarden Dollar Salix gekauft und der US-Konzern Pfizer Hospira für 15 Milliarden Dollar. Pfizer hingegen hatte sich 2014 an AstraZeneca die Zähne ausgebissen.
Teva hat vor allem unter Nachahmerkonkurrenz für sein Multiple-Sklerose-Mittel Copaxone zu leiden. Im zweiten Quartal steigerte der Konzern Gewinn und Jahresziel aber deutlich. Die Gremien von Teva und Allergan haben der Übernahme, die 2016 abgeschlossen werden soll, bereits zugestimmt. Allergan soll 33,75 Milliarden Dollar in bar sowie TevaAktien im Wert von 6,75 Mrd. erhalten. Dies entspreche einem Anteil an Teva von unter zehn Prozent. Bei Abschluss der Übernahme käme Teva auf einen Umsatz von rund 26 Mrd. Dollar und ein Ebitda von etwa 9,5 Mrd. Dollar.
Allergan ging erst kürzlich aus der Übernahme durch Actavis (für 66 Milliarden Dollar) hervor. Zuvor hatte Actavis für 25 Mrd. Dollar die US-Firma Forest geschluckt. (Reuters)