Sicherheit und Struktur
Die tägliche Lektüre des Fernsehprogramms schafft Sicherheit und Struktur. Man weiß zum Beispiel wochentags nach wichtigen Leib-und-Seele-Sendungen wie und auf Vox (19 bis 20.15 Uhr), was einen im Hauptabend erwartet, wenn man nicht mehr vor die Tür geht – und auch sonst recht wenig mit sich anzufangen weiß.
Das stimmt zwar so nicht ganz, weil derzeit ja ab Montagfrüh irgendwo im Internet schon die neueste Folge der USSerie zu finden ist – falls gerade Montag ist und das halbe Sozialleben im Sommer nicht in der Stadt ist, sondern Selfies mit ganz viel Wasser oder Landschaft auf Facebook stellt. Man könnte aber schließlich auch ein Buch statt der Beschreibungen von Spielfilmen lesen, die man im Laufe seines Lebens schon einmal im Kino ohne Werbeunterbre- chungen und zweimal im Fernsehen mit sehr viel Kühlschrankpausen gesehen hat. Irgendwie macht eine TV-Zeitschrift aber auch süchtig.
Vom ersten Kaffee in der Früh über die Pause im Büro über erste Einkaufsüberlegungen bezüglich Fingerfood für die Kochsendung und ein Studium des hitzebedingt notwendigen Nachtprogramms ist die Programmzeitschrift der Anker in einer Lebensphase, in der man nicht allzu gern ins Freibad geht. Es schaut halt auch irgendwie blöd aus, wenn man auf der Liegewiese der Einzige ist, der nicht in einen Roman, sondern auf das Programm von Kabel eins Classics starrt, um eventuelle Überschneidungen mit TNT Film oder Fox frühzeitig zu erkennen.
Zur Not wurden die TVtheken erfunden. Vielleicht eine interessante Doku auf Arte? Ja, sicher. das ist die Realität. p derStandard.at/TV-Tagebuch