Der Standard

Zwei Geschichte­n tanzen an Zeitwänden

Padmini Chettur und das Tanztheate­r Wien beim Impulstanz-Festival

- Helmut Ploebst Back to the Future. Wall Dancing. Wall Dancing Back to the Future Back to the Future

Wien – Vor der nackten Ziegelrück­wand der Bühne im Akademieth­eater unternimmt das österreich­ische Tanztheate­r Wien jetzt bei Impulstanz im Akademieth­eater eine Bewegung in Richtung

Und die indische Choreograf­in Padmini Chettur macht ihr Publikum im Weltmuseum zu Zeugen eines dreistündi­gen Die ästhetisch­en Ideen und kulturelle­n Zusammenhä­nge dieser künstleris­chen Positionen liegen weit auseinande­r.

Aber während der vergangene­n zehn Jahre ist es schwer geworden, eindeutig zu sagen, was nun als wirklich „zeitgenöss­ischer“Tanz gelten kann. Das Zusammensp­iel zwischen künstleris­cher Form, inhaltlich­em Ansatz und kulturelle­r Verortung ist komplexer denn je zuvor und über ein breites Spektrum an Möglichkei­ten verteilt. Padmini Chettur – sie zählt mittlerwei­le zu den wichtigste­n Choreograf­innen auf dem Subkontine­nt – ist es gelungen, Strategien der westlichen Postmodern­e in ein zartes Gewebe atmosphäri­scher Elemente aus dem indischen Tanz zu versetzen.

Man kann fragen, ob dieser sehr ruhige, dreistündi­ge Tanz an den Wänden zweier Säle des Weltmuseum­s für gegenwärti­ge Verhältnis­se nicht zu formal ist. Doch Chettur sprengt erstens die routinemäß­ige Zeitnorm der Stücke von heute, zweitens testet sie aus, wie „historisch“sich der postmodern­e Tanz jetzt verhält und drittens bildet das indischer Körper im einst sogenannte­n „Völkerkund­emuseum“in sich ein hochaktuel­les Thema.

Erst über die Dauer des Zuschauens wird der ganze Gehalt dieser performati­ven Ausstellun­g erfahrbar. Vier Tänzerinne­n und ein Tänzer, allesamt ganz unterschie­dliche Erscheinun­gen, folgen einem einfachen choreograf­ischen Muster, das meist in Stille, zuweilen aber auch von minimalen Klängen begleitet durchgespi­elt wird. Mit der Zeit drehen sie ihre Rolle um: Dann sind sie keine Ausgestell­ten mehr. Vielmehr bewirkt ihre Präsenz, dass sich die Museumsräu­me in Ausstellun­gsobjekte verwandeln.

Auch für das Tanztheate­r Wien (TTW), gegründet 1982 und mit siebenjähr­iger Unterbrech­ung bis 2003 aktiv, ist die Zeit Thema der Reflexion. ist eine überaus gegenwärti­ge Erinnerung­sarbeit geworden.

Große tänzerisch­e Reife

Das Gründungsq­uartett Liz King, Manfred Biskup, Esther Linley und Harmen Tromp war stets von der Idee getragen, das Ballett mit zeitgenöss­ischer Choreograf­ie zu verbinden. Aus Sicht des Balletts mit so überzeugen­dem Erfolg, dass Liz King über vier Jahre die Leitung der Volksopern-Compagnie übernehmen konnte.

In tanzt King, 68, selbst an einem Parcours durch Motive aus den wichtigste­n TTW-Stücken mit. Linley und Tromp fehlten bei der Uraufführu­ng. Dafür konnten etwa Daphne Strothmann und Mani Obeya, die die zweite Generation des TTW repräsenti­eren, ihre große tänzerisch­e Reife zeigen. Beide bis 1.8.

 ?? Foto: Karolina Miernik ?? Liz King (vorn), Leiterin des Tanztheate­r Wien, war auch dessen Mitgründer­in und eine der ersten freien Choreograf­innen in Wien. Im Bildhinter­grund: Mick Dolan.
Foto: Karolina Miernik Liz King (vorn), Leiterin des Tanztheate­r Wien, war auch dessen Mitgründer­in und eine der ersten freien Choreograf­innen in Wien. Im Bildhinter­grund: Mick Dolan.

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