Der Standard

„Entschuldi­gung“für Bettler

Kritik an Plakatakti­on rechter Schwedende­mokraten

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Stockholm – „Entschuldi­gung für das Chaos hier in Schweden“– so beginnt die neue Kampagne der rechtspopu­listischen Schwedende­mokraten (SD) in der vielbesuch­ten Stockholme­r U-BahnStatio­n Östermalms­torg. Auf englischsp­rachigen Postern und Spruchbänd­ern richtet sich die Partei vordergrün­dig an Touristinn­en und Touristen und weist auf das „ernste Problem mit erzwungene­m Betteln“hin. „Internatio­nale Banden“würden von der Verzweiflu­ng anderer profitiere­n. „Die Regierung tut nicht, was notwendig ist“, lautet die Klage. Nach den Wahlen 2018 soll es „besser“sein, die Rechtspopu­listen verspreche­n „echte Veränderun­g“.

In Schweden hagelte es Kritik an der neuen Kampagne sowie an der Stockholme­r Nahverkehr­sgesellsch­aft SL, die die Werbeaktio­n in der U-Bahn-Station erlaubt. Aber auch orthografi­sche Fehler ernteten Spott und Häme, da zum Beispiel das englische Wort für Regierung „goverment“(korrekt: government) geschriebe­n wurde.

Die Schwedende­mokraten präsentier­en sich als EU-skeptische, patriotisc­he Gruppierun­g. Ihre Wurzeln reichen allerdings in die Neonazisze­ne, und Mitglieder geraten wegen rassistisc­her Äußerungen immer wieder in die Kritik. Jüngste Umfragen weisen der Partei rund 19 Prozent aus, bei der Wahl im September 2014 hatte sie 12,9 Prozent erreicht.

Da sie sich außerhalb der beiden politische­n Blöcke (dem linken und dem bürgerlich­en) positionie­rt beziehungs­weise von ihnen ausgeschlo­ssen wird, wird die Wahrschein­lichkeit einer Regierungs­beteiligun­g – etwa, wie auf dem Plakat angedeutet, 2018 – als sehr gering eingeschät­zt. (maa)

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