Neuer Steuermann auf sinkendem Schiff
Robert Lugar wird Klubobmann im Team Stronach. Waltraud Dietrich weicht, offiziell auf eigenen Wunsch. Bei den Wahlen in Wien und Oberösterreich treten die Stronach-Getreuen nicht an – außer einer.
Wien – Nicht unerwartet ist Robert Lugar am Dienstag als neuer Klubobmann des Team Stronach präsentiert worden. Seine Vorgängerin Waltraud Dietrich kündigte bei einer Pressekonferenz mit Parteigründer Frank Stronach und den verbliebenen Abgeordneten ihren Rücktritt an. Die Begründung, die man nach der zuvor stattgefundenen Klubsitzung der Öffentlichkeit präsentierte: Dietrich gehe auf eigenen Wunsch. Dementsprechend ließ sie dann auch durchblicken, wie undankbar der Job sein muss: „Es ist ein schöner Tag, weil ich Verantwortung abgeben darf.“Lugar übernehme nun „eine Last, die ich in den letzten Monaten getragen habe“. Dann überreichte Dietrich ihrem Nachfolger auch noch einen Wanderrucksack. „Trage die Bürde mit Würde“, war ihre nicht unbedingt optimistische Botschaft.
Die Entscheidung zur Personalrochade fiel laut Stronach einstimmig. Dietrich bleibt weiterhin Abgeordnete und versicherte, sie werde beim Team Stronach bleiben. „Ich setze diesen Schritt gerne“, betonte sie. Lugar, bis Ende 2013 schon einmal Klubobmann, kündigte an, man werde sich wieder vermehrt auf Inhalte konzen- trieren. Das Nationalratsteam sei nun zwar kleiner, aber auch „eingeschworener“. Die Situation sei „nicht einfach, aber machbar“, so Lugar. Es gelte, Stronachs „geistige Revolution“durchzuziehen.
Kodex und Taferl
Doch angekündigte Revolutionen bleiben meistens aus, und so erging sich auch der Parteigründer in zweckoptimistischen Stehsätzen: „Das Team Stronach ist gesünder wie eh und je.“Dann spulte Stronach dasselbe langatmige Programm wie schon im ORFSommergespräch ab. Erneut schwadronierte er über seinen Le- bensweg: die schwierigen Zeiten, der Hunger wegen Geldmangels, die zahlreichen Aufsichtsratsposten. Auch das schon bewährte Schuldentaferl kam erneut zum Einsatz, ebenso der Vortrag aus einem Rechtskodex. Das Thema Klubwechsel sei für ihn abgehakt, betonte Stronach. Er bleibe jedenfalls Parteichef, „solange es nötig ist“. Einen neuen Vizeparteiobmann gibt es noch nicht, denn: „Es traut sich niemand.“Bei der Wiener Landtagswahl im Oktober wird man nicht antreten, erst müsse man „das Team festigen“.
Bei der Oberösterreich-Wahl wird es hingegen eine Beteiligung geben – allerdings unter fremder Flagge. Weil der Parteichef weder seinen Namen noch Geld hergeben will, kam es ja jüngst zu Querelen rund um die Landespartei. Stronach hatte deren Schließung angekündigt, weil der Nationalratsabgeordnete Leo Steinbichler gegen seinen Wunsch kandidieren wollte. Nun hat man sich darauf geeinigt, dass Steinbichler Parteimitglied bleibt und trotzdem antritt: mit einer eigenen Liste namens „Kompetenzplattform – Wir für Oberösterreich“, für die bereits Unterschriften gesammelt werden. (smo)