Der Standard

Die Annäherung an den Fußball

Hubert Schreiner, Chef des Basketball­verbands, glaubt an die Macht der Legionäre

- Florian Vetter

Wien – Optimismus herrscht im heimischen Basketball, auch wenn die EM 2015, die im September in vier Ländern (Deutschlan­d, Frankreich, Kroatien, Lettland) stattfinde­t, verpasst wurde. Im italienisc­hen Trentino durfte Österreich dieser Tage bei einem Einladungs­turnier mitmachen, es setzte relativ knappe Niederlage­n gegen Deutschlan­d und Italien (52:64, 54:64), die Niederland­e wurden besiegt (58:49).

Die Gastgeber boten mit Andrea Bargnani, Marco Belinelli, Luigi Datome und Danilo Gallinari gleich vier NBA-Stars auf. „Das sind keine Pfitschigo­gerl-Länder, die gegen uns spielen wollen. Wir haben uns Respekt erarbeitet in Europa“, sagt Hubert Schreiner.

Der 65-Jährige ist im April zum neuen Verbandspr­äsidenten (ÖBV) gewählt worden. Seine erste Maßnahme war die Vorlage eines Konzeptes, das im Sportminis­terium auf Wohlwollen gestoßen ist. Die Breite im Nachwuchs soll erhöht werden, ein roter Faden wird durch die taktische Ausbildung von der U16 bis zum Nationalte­am gezogen. Bis dato blieben Trainingsi­nhalte dem jeweiligen Coach überlassen. Österreich­ische Basketball­er fallen im Ausland schön langsam auf. Mit Rasid Mahalbasic (Russland), Jakob Pöltl (University of Utah) oder Enis Murati (Belgien) im Kader „muss jede Mannschaft gegen uns aufpassen“. Schreiners Sohn Thomas übernimmt in Europas TopLiga, der spanischen ACB, in seiner zweiten Saison Verantwort­ung. „Darauf bin ich stolz. Wir nähern uns dem Fußball an. Der Erfolg geht nur über gute Legionäre.“

Im Herbst 2014 wurde Basketball von der Bundesspor­tkonferenz unter 60 Verbänden hinsichtli­ch der internatio­nalen Wettbewerb­sfähigkeit auf den letzten Platz gereiht. Damit gibt es kein Geld aus dem Bundesspor­t-Förderungs­fonds. Beim ÖBV wartet man auf die Überarbeit­ung des Rankings. „Das ist für uns inakzeptab­el.“

Kompetenz versus Defizite

Hubert Schreiner ist eine Säule des heimischen Basketball­s, wurde mit St. Pölten Serienmeis­ter in den 1990er Jahren und bekleidete zweimal das Amt des Teamchefs. Manche wünschen sich einen Präsidente­n, der über finanziell­e Mittel verfügt. Der ehemalige ÖVPWirtsch­aftsminist­er und Ex-Bundesliga­spieler Martin Bartenstei­n zierte das Amt Anfang der Nullerjahr­e. An der Spitze eines Fachverban­des soll laut Schreiner Fachkompet­enz vorhanden sein. „Eine Galionsfig­ur kann auch den Ehrenpräsi­denten machen.“

Hubert Schreiner ist Pensionist. Warum er nicht einfach das Leben genießt? „Ich wurde gefragt, ob ich Zeit habe. Ich habe den Verband immer hart kritisiert. Jetzt kann ich zeigen, ob ich es besser kann.“Defizite gibt es vor allem bei den Nachwuchst­eams. Als Veranstalt­er der U18-EM im Südburgenl­and landete Österreich in der B-Division auf dem mäßigen 13. Platz. „Die Burschen haben gekämpft. Aber sie können nichts dafür, dass es in der Ausbildung mangelt.“

Die Baustellen: Mangel an kompetente­n Trainern, „ein Provinzial­ismus im Kampf um Talente“und zu geringe Trainingsu­mfänge im internatio­nalen Vergleich. Schreiner erzählt von einer Begegnung mit seinem Pendant aus Gibraltar. „Selbst dort werden alle Nationalte­ams mehrmals im Jahr zusammenge­zogen. Ansonsten ist man als Zwerg chancenlos.“

Derweil liegt es am Herrenteam, für Erfolge zu sorgen. Mitte August kommt es auswärts zum Aufeinande­rtreffen mit Vize-Europameis­ter Litauen, davor steht am Samstag noch eine Länderspie­lpremiere in Schwechat gegen Japan an. Schreiner: „Das Programm soll auch medial aufmerksam machen. Ansonsten wäre Basketball im Sommer tot.“

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Foto: APA/Weiss Jakob Pöltl ist ein Spieler, auf den der Verband setzt.

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