UPC: Videoportal wie Netflix – oder mit Netflix 2016
Österreichs größter Kabelkonzern will in der ersten Jahreshälfte 2016 eine neue TV-Plattform starten, sagt UPC-Chef Eric Tveter: mit einem „Netflix-ähnlichen“Videoportal – oder gleich in Kooperation mit Netflix.
INTERVIEW:
Wien – Eric Tveter führt Österreichs größtes Kabelnetz mit rund 650.000 Kundenhaushalten seit einem Jahr – neben der weit größeren Schwester UPC Cablecom in der praktisch vollverkabelten Schweiz. Die leitet er seit 2009.
Mit 2,6 Millionen Abonnements ist UPC Cablecom ein Stück schneller unterwegs als die österreichische Schwester. Im Internet zum Beispiel: In der Schweiz peilt Tveter Übertragungsgeschwindigkeiten von einem Gigabit schon konkret an, in Österreich werden 500 Megabit wohl noch mehr als ein Jahr dauern.
Früher will der 56-jährige Amerikaner mit norwegischen Wurzeln und Wohnsitz im Kanton Zürich eine neue Fernsehplattform der UPC in Österreich etablieren.
Mit der Zusammenführung der beiden Länder-UPCs kürzte Tveter rund 250 Jobs – und auch Robert Kratky wirbt nicht mehr für sie. STANDARD: Sie haben beim Marketing eingespart und das vermutlich nicht ganz billige österreichische Testimonial Robert Kratky durch Carlos Leal ersetzt, der schon für die UPC in der Schweiz wirbt. Tveter: Kratky war lange das Gesicht der UPC, ab 2009. Es war Zeit für einen Wechsel. Nicht weil wir unzufrieden gewesen wären, aber im Marketing braucht es von Zeit zu Zeit etwas Neues, Frisches. Und Carlos Leal kommt gut an.
Standard: Tveter: Ich rede nicht über konkrete Verträge. Aber das war ebenso wenig eine Sparmaßnahme wie die Zusammenführung von UPC Cablecom und UPC Austria. Wir müssen mit unseren ungleich größeren Mitbewerbern mithalten – und es geht um Wachstum.
Standard: Wann kommt Ihr VideoAbrufdienst MyPrime in Österreich? Tveter: Im ersten Halbjahr 2016 werden wir voraussichtlich eine neue Unterhaltungsplattform einführen, ähnlich wie wir sie bereits in der Schweiz anbieten. Horizon hat eine sehr benutzerfreundliche Oberfläche, mit Zugang zu LiveTV und vielen Apps, etwa Youtube, mit einer Sieben-Tage-Abruffunktion von linearen Fernsehprogrammen im Programmguide, um die verpasste Sendung sehr einfach zu finden und aus der Cloud auf jedem gewünschten Endgerät abzurufen. Der Netflix-ähnliche Dienst MyPrime ist ein Element dieser Plattform in der Schweiz, er bietet Video on Demand im Abo für 9,95 Franken. Wir bringen diese Plattform kommendes Jahr nach Österreich.
Standard: Und Portal wird MyPrime wie in der Schweiz? Tveter: Wenn wir unsere eigene Plattform starten, dann ist das MyPrime. Aber wir verhandeln derzeit mit anderen Abruf-Anbietern. Standard: Nämlich? Tveter: Wir könnten Netflix auf unsere Plattform nehmen. Virgin Media, unsere britische Schwesterfirma, arbeitet hier zum Beispiel mit Netflix zusammen. Wir stehen gerade – auf weltweiter Ebene – in Verhandlungen mit Netflix. Wenn es ein Ergebnis gibt, werden wir das nicht verschweigen – noch ist es nicht so weit. Aber natürlich arbeiten wir stark in Richtung Video-on-Demand. Das ist eine der zentralen Säulen unseres Geschäfts.
Standard: Netflix steht auch für ein Phänomen, das in den USA Cord-Cutting genannt wird – also der Verzicht auf Kabelfernsehen wegen Abrufdiensten wie Netflix. Tveter: Die sehr guten aktuellen Ergebnisse großer US-Kabelanbieter – Comcast und Time Warner Cable – sprechen eine andere Sprache. Ja, manche Kunden entscheiden sich für andere Plattformen. Aber unsere Kündigungsraten sind in einem akzeptablen Rahmen. Und unsere Kundenzufriedenheit hier in Österreich ist sehr hoch. Und vergessen Sie nicht: Um Netflix zu nutzen, brauchen Sie wirklich schnelles Internet. Das bieten wir an.
Standard: Für MyPrime in der Schweiz hat die UPC Cablecom eine eigene Comedyserie – den Achtteiler Fässler/Kunz – produzieren lassen. Ist eine fiktionale TVProduktion auch für Österreich denkbar? Tveter: Das ist durchaus möglich. Netflix kann ein nicht für jeden seiner Märkte produzieren – das differenziert unser Produkt. In der Schweiz hat uns das sehr gut gegenüber Netflix positioniert – übrigens ist unsere Marke in der Schweiz bekannter und den Konsumenten präsenter als Netflix.
Robert Kratky war lange das Gesicht
der UPC. Im Marketing braucht es von Zeit zu Zeit
etwas Frisches.
Standard: Und welche Produktion kann man für Österreich erwarten? Tveter: Ich kann ihnen jetzt noch keine spezifische Produktion nennen. Aber wenn wir hier eine AboAbrufplattform starten, dann wäre etwas Vergleichbares denkbar. p Zu Übertragungsgeschwindigkeit, Konkurrenz, Sportrechten, Preisen: derStandard.at/Etat