Wie man seinen Roof verliert
Wer über Frank Stronach nach dessen Auftritt am Montagabend den Kopf schüttelt, muss auch einmal mehr den Kopf schütteln über die Tatsache, dass man das „Team“dieses Mannes ins Parlament gewählt hat. Wer immer ihm seine Stimme gegeben hat: Der Mann argumentierte vor der Wahl nicht klarer, nicht stringenter und ging genauso respektlos mit jenen um, die versuchten, ihn zu interviewen.
Es blieb auch am Montag im zweiten ORF-Sommergespräch dieses Jahres beim Versuch eines Interviews. Hans Bürger mühte sich ab, aber da war nichts zu holen. Stronach verfuhr wie gewohnt so: Gefiel ihm eine Frage nicht, beantwortete er einfach eine, die ihm besser passte. Also fragte Bürger etwa, was da genau passiert sei am letzten Samstag, als dem Konzernchef zwei weitere Nationalratsabgeordnete davonliefen. Stronach wiederholte Fragen, die ihm angeblich Studenten in Amerika immer wieder in Vorlesungen gestellt hatten: Wie es überhaupt möglich sei, dass jemand in einem Menschenleben so eine Firma aufbauen könnte. Und auf diese Fragen antwortete er dann eigentlich fast die ganze Sendung lang und nannte sich dabei selbst „begnadigt“.
Dabei hatte Stronach eine Überraschung für die Sendung angekündigt. Die belief sich dann auf Taferln, die er auspackte und in die Kamera hielt, um den Österreichern zu zeigen, wie schnell die Staatsverschuldung steige.
Und: Die Juristin und ehemalige Vertraute Stronachs, Kathrin Nachbaur, habe ihm nichts mehr zu sagen. Sie habe ihren „Roof“verloren, als sie ging. Über die Todesstrafe aber, müsse man sehr wohl nachdenken. Wegen der Demokratie, so Stronach. Da hat jemand seinen „Roof“wohl endgültig verloren. p derStandard.at/TV-Tagebuch