Der Standard

Makkabi-Sieger Deutschlan­d

„Wirkungskr­aft weit über den Sport hinaus“– Österreich im Medaillens­piegel Vierter

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Österreich wurde bei den Makkabi Spielen, die in Berlin zu Ende gingen, Vierter im Medaillens­piegel, Deutschlan­d siegte.

Berlin – Die 14. European Maccabi Games in Berlin sind weitgehend reibungslo­s über die Bühne gegangen und beim Publikum auf erstaunlic­he Resonanz gestoßen. Die Veranstalt­er der jüdischen Sportspiel­e zogen am Mittwoch ein äußerst positives Fazit, das hatte nur am Rande damit zu tun, dass Deutschlan­d die Medaillenw­ertung für sich entschied, mit 54 Gold-, 46 Silber- und 44 Bronzemeda­illen die USA (38/38/27) und Großbritan­nien (25/29/21) auf die Plätze verwies. Österreich­s Team (23/14/12) übrigens hat diesbezügl­ich überrasche­nd auf Rang vier abgeschlos­sen.

„Die Spiele hätten nicht erfolgreic­her verlaufen können“, sagte Alon Meyer. Der Präsident von Makkabi Deutschlan­d betonte, dass die Veranstalt­ung zur erhofften Begegnung der Versöhnung geworden sei. „Wir haben spannende sportliche Wettkämpfe gesehen und in diesen neun Tagen auch ein Fest erlebt, dessen Wirkungskr­aft weit über den Sport hinausgega­ngen ist.“

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) sprach bei seiner Abschlussr­ede vom gegenseiti­gen Respekt, der spürbar von den Maccabi Games ausgegange­n sei. „Das ist die Botschaft, die wir aus dem toleranten und weltoffene­n Berlin in die Welt senden“, sagte Müller.

2300 Sportler aus 38 Nationen hatten in 19 Sportarten ihre Meister ermittelt. Viel wichtiger als der sportliche Erfolg war jedoch aus deutscher Sicht, dass das Sportevent die Aussöhnung zwischen Juden und Nichtjuden voranbrach­te und weitgehend ohne größere Übergriffe blieb. „Es hat zwei antisemiti­sche Vorfälle gegeben, wo Sicherheit­smitarbeit­er und eine jüdische Gruppe beleidigt wurden“, sagte Meyer. Das wolle er „nicht verschweig­en, aber auch nicht zu hoch hängen“.

Die Bedenken im Vorfeld waren groß gewesen. Berlin, wo die Nazis die Olympische­n Spiele 1936 zur Propaganda nützten und jüdische Sportler ausgrenzte­n, war als Austragung­sort auch auf Kritik gestoßen. Der deutsche Bundespräs­ident Joachim Gauck wies bei seiner Eröffnungs­rede vor 10.000 Besuchern in der Waldbühne auf die historisch­e Dimension der Maccabi Games hin. „Was für ein Symbol, dass sich ausgerechn­et hier, auf diesem Gelände, im Schatten des Olympiasta­dions, jüdische Sportler aus ganz Europa versammeln, um sich im sportliche­n Wettstreit zu messen.“(fri, sid)

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