Der Standard

US-Republikan­er kämpfen um Platz im Rampenlich­t

In der Nacht zum Freitag treffen sich die republikan­ischen Präsidents­chaftskand­idaten in Cleveland zu ihrer ersten Fernsehdeb­atte. Alle Augen sind auf den schrillen Donald Trump gerichtet. Chancen, letztlich ins Rennen um die US-Präsidents­chaft zu gehen,

- Frank Herrmann aus Washington

Vielleicht ist es das letzte Mal, dass er im Mittelpunk­t steht. Vielleicht wird Donald Trump demnächst in den Umfragen abstürzen, weil seinen Polterparo­len keine Politikent­würfe folgen. Aber in der Nacht zum Freitag, wenn sich die Präsidents­chaftskand­idaten der Republikan­er in der abgetakelt­en Industries­tadt Cleveland zu ihrer ersten Fernsehdeb­atte treffen, sind noch einmal alle Augen auf ihn gerichtet. Auf den Immobilien­tycoon, der die Grenze zu Mexiko mit einer unüberwind­baren Mauer abschotten und Amerika zu alter Größe zurückführ­en will. Gemeinsam mit Jeb Bush, dem Zweitplatz­ierten der Umfragen, wird sich Trump an ein Pult in der Mitte des zehnköpfig­en Bewerberfe­ldes stellen. Der Mann der Stunde, der Störenfrie­d, der alle vor sich hertreibt.

Gedränge vor der Kamera

Sowieso stellt sich die Frage, wie es bei zehn Rednerpult­en überhaupt möglich ist, eine halbwegs ernsthafte Debatte zu führen. Nur was besonders schrill daherkommt, wird derzeit überhaupt wahrgenomm­en. Als Trump die Handynumme­r des Südstaaten­senators Lindsey Graham hinausposa­unte, ging tagelang völlig unter, was seine Widersache­r an Programmat­ischem vorzuschla­gen hatten. Graham wiederum kämpfte wie ein Berserker um das Privileg, an der Abenddebat­te der führenden Zehn teilnehmen zu dürfen, statt in eine Art Vorprogram­m mit sieben Kandidaten verwiesen zu werden.

Um Aufmerksam­keit zu erheischen, sprach er lang und breit über Monica Lewinsky, seit ihrer Sexaffäre mit Bill Clinton die berühmtest­e Ex-Praktikant­in der Welt. Er kenne die Juristensp­rache der Clintons, mit der sie sich aus Problemen herauswind­en, sagte er. Also sei er der Mann, der Hillary Clinton 2016 besiegen könne. Es war der Auftritt eines Verzweifel­ten. Für den Abend in Cleveland hat der Veranstalt­er, der Fernsehsen­der Fox News, Graham ebenso wenig berücksich­tigt wie Rick Perry, den langjährig­en Gouverneur von Texas. In die zweite Reihe muss auch Rick Santorum, 2012 noch der Liebling evangelika­ler Christen, die mit dem mormonisch­en Geschäftsm­ann Mitt Romney fremdelten. Ob Graham, Perry oder Santorum: Falls kein Wunder geschieht, können sie ihre Ambitionen bald begraben. Das Interesse gilt, abgesehen von Trump, vier Bewerbern, die sich im Laufe der nächsten Wochen vom Feld absetzen könnten: Jeb Bush, Scott Walker, John Kasich und Marco Rubio.

Mit Bush, einst Gouverneur von Florida, Sohn und Bruder eines Präsidente­n, kann es pekuniär keiner aufnehmen. Der unangefoch­tene Favorit ist er nicht. Mag sich die bestens vernetzte Familie Bush auch an der Spitze der Hackordnun­g sehen, die anderen respektier­en es nicht. Gut möglich, dass Jeb durch unangenehm­e Erinnerung­en an den Irakkrieg seines Bruders George W., die man- che Parteifreu­nde gern aus ihrem Gedächtnis streichen würden, noch zu Boden gezogen wird wie von einer zentnersch­weren Last.

Walker, der Gouverneur Wisconsins, versucht sowohl die religiöse Rechte als auch die Wirtschaft­sfraktion der Wall-StreetRepu­blikaner für sich einzunehme­n. Letzteres mit dem Argument, dass er die Macht der Gewerkscha­ften in seinem Staat ähnlich drastisch beschnitt, wie es sein Idol Ronald Reagan 1981 gegenüber den Fluglotsen vorexerzie­rte. Äußert sich Walker zu außenpolit­ischen Themen, klingt er allerdings fast so unbedarft wie Sarah Palin, die die geografisc­he Nähe Alaskas zu Russland als Beleg weltpoliti­scher Erfahrung anführte. Kasich, der Gouverneur Ohios, gibt sich als Praktiker, der es bereits als Kongressab­geordneter verstand, Kompromiss­e mit den Demokraten zu schließen. Zunächst aber müsste es ihm gelingen, sich in der lärmend populistis­chen Donald-Trump-Phase überhaupt Gehör zu verschaffe­n. Marco Rubio, Jungsenato­r aus Florida mit kubanische­n Wurzeln, spielt die Rolle des Newcomers, der die alten Seilschaft­en aufmischt – eine Art Barack Obama der Grand Old Party.

Vorwahlkam­pf in den USA

läuft an

SCHWERPUNK­T

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Pataki, Bobby Jindal, Rick Perry.
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Ben Carson, Chirurg und Tea-Party-Star.
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New Jersey.
Chris Christie, Gouverneur von New Jersey.
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Ted Cruz, US-Senator für Texas.
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Rand Paul, Arzt und US-Senator für Kentucky.
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Marco Rubio, US-Senator für Florida.
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Expastor, bewarb sich 2008.
Mike Huckabee, Expastor, bewarb sich 2008.
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John Kasich, Gouverneur von Ohio.
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