3000 oder 300 Dopingtests
Weltverband ist blamiert, Jefimowa wagt einen Vergleich
Kasan – Julia Jefimowa war im Oktober 2013 positiv auf das anabole Steroid Dehydroepiandrosteron getestet worden. Der SchwimmWeltverband (Fina) sperrte sie im Mai 2014 rückwirkend für 16 Monate, sodass sie bei der Heim-WM in Kasan an den Start gehen – und am Dienstag unter großem Jubel überlegen Gold über 100 Meter Brust gewinnen konnte. Sie habe ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen und sich auf die Angaben des Verkäufers verlassen, hatte Jefimowa seinerzeit den positiven Test begründet, die Fina glaubte ihr und verzichtete auf die übliche zweijährige Sperre.
Im ZDF-Interview bemühte die 23-Jährige einen abstrusen Vergleich. „Wenn Sie einen Führerschein haben, fahren Sie irgendwann auch mal zu schnell, dann bekommen Sie einen Strafzettel“, sagte Jefimowa, die jahrelang auch gegen Mirna Jukic geschwommen war und etwa 2008 vor der Österreicherin EM-Gold über 200 Meter Brust geholt hatte. Damals war Jefimowa 16 Jahre alt, Führerschein hatte sie noch keinen.
Wie ernst der Weltverband das Thema Doping nimmt, wurde bei der offiziellen Halbzeit-Pressekonferenz deutlich. Auf die Frage nach der Anzahl der Tests antwortete Generalsekretär Cornel Marculescu: „3000.“Bei der Nachfrage, ob also jeder der gut 2500 Athleten kontrolliert werde, wurde der Rumäne dann unsicher. „Vielleicht sind es auch nur 300, ich weiß es nicht genau.“John Leonhard, Chef der US-Schwimmtrainer, sieht Doping im Schwimmen nicht als russisches oder chinesisches Problem. „Ich glaube, heute betrügen mehr Leute denn je zuvor“, sagte Leonhard der FAZ. „Ich sehe, wie unser Sport unter die Räder kommt.“(fri, sid)