Der Standard

Bürgermeis­terblockad­e

- Michael Simoner

In besonderen Situatione­n bedarf es besonderer Maßnahmen. Dass die Misere um die Unterbring­ungsmöglic­hkeiten für Flüchtling­e eine besonders dramatisch­e Situation ist, daran besteht kein Zweifel. Österreich schafft es nicht, eine ausreichen­de Anzahl von menschenwü­rdigen Quartieren zur Verfügung zu stellen.

Zu viel Zeit haben Gemeinden, Bundesländ­er und die Regierung damit verplemper­t, sich gegenseiti­g die Verantwort­ung zuzuschieb­en. Falsch ausgelegte­r Föderalism­us und parteipoli­tische Seilschaft­en sind daran schuld. Damit muss nicht irgendwann Schluss sein – sondern sofort. Das hat auch die Bundesregi­erung kapiert, die sich per Verfassung­sbestimmun­g ein Durchgriff­srecht bei Widmungen zur Errichtung von Quartieren verschaffe­n will. Dieses Overrulen muss rasch umgesetzt werden. Denn schon wieder steigen Gemeinden und Länder auf die Barrikaden. Herannahen­de Wahlen lassen zudem befürchten, dass so manchen Abgeordnet­en noch der Mut verlassen könnte.

Bürgermeis­ter müssen endlich aufhören, seit Jahren leerstehen­de Immobilien, die relativ rasch für die Unterbring­ung von Flüchtling­en adaptiert werden könnten, zu blockieren. Noch einmal: Hier geht es um Erste Hilfe für Menschen in allerhöchs­ter Not. In Traiskirch­en müssen Menschen im Dreck schlafen. Ortskaiser, die den Ernst der Lage nicht erkennen, haben das Zepter der obersten Baubehörde nicht verdient.

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