Richard Grasl erklärt ORF- Sparpläne
Mit einem Millionen-Sparpaket beantwortet der ORF eine Klage des Betriebsrats. Bekommt er Recht, kostet das drei Millionen im Jahr, sagt ORF-Direktor Richard Grasl. Und schweigt zur Generaldebatte.
Wien – Der ORF-Betriebsrat hat den Obersten Gerichtshof eingeschaltet. Das Höchstgericht soll feststellen, ob der ORF Mitarbeitern mit älteren Verträgen Vordienstzeiten abgelten muss. Der Betriebsrat beruft sich auf eine Entscheidung des EU-Gerichtshofs.
7,5 Millionen Euro stellt der ORF aufgrund der Klage nun zurück, teilten ORF-General Alexander Wrabetz und sein Finanzdirektor Richard Grasl Mittwoch den ORFStiftungsräten mit. Die Forderungen belasteten das Ergebnis mit insgesamt 16 Millionen. Die neuen Rückstellungen von 7,5 Millionen soll ein Ad-hocSparpaket einbringen.
Wo er sparen will, darüber hält sich Grasl freilich auf – schriftliche – STANDARD- Fragen noch ziemlich bedeckt – wie zu einer Haushaltsabgabe und zu einer möglichen Bewerbung als ORF-General.
Standard: Wissen Sie schon, wo Sie die 7,5 Millionen für Rückstellungen einsparen? Grasl: Ich möchte nicht den Begriff Sparprogramm verwenden, aber klar ist, dass ungeplante Belastun- gen dazu führen, dass wir Maßnahmen setzen müssen. Und die zusätzlichen 7,5 Millionen Euro aufgrund der Betriebsratsklage sind nun von allen Bereichen und in allen Positionen einzubringen. Wichtig war uns, dass wir Programmvorhaben möglichst wenig belasten. Es wird sich aus vielen einzelnen Maßnahmen im operativen Geschäft zusammensetzen.
Standard:
Geht die Klage durch, kostet das … Grasl: ... nochmals jedes Jahr rund drei Millionen Euro zusätzlich, und daher versuchen wir auch alles, dass es dazu nicht kommt. Wir würden mit diesem Geld lieber Programm machen.
Standard: Der Betriebsrat vermisste Kompromissbereitschaft des Managements. Grasl: Man muss hier Verständnis für beide Seiten haben. Der Betriebsrat kann auf ein ihm scheinbar zustehendes Recht nicht einfach verzichten, und wir können nicht jede Forderung erfüllen, wenn es Chance auf eine andere Lösung gibt.
Standard: Der Verwaltungsgerichtshof hat vor wenigen Wochen
Es ist keine Zeit, sich täglich mit einem neuen Gerücht auseinanderzusetzen.
entschieden: Wer allein über das Web ORF konsumiert, muss keine Gebühren zahlen. Sie plädieren für Neuregelung, vermeiden aber den Begriff einer Haushaltsabgabe. Ist eine solche Abgabe das Ziel – die Verleger fordern ja eine Medienabgabe, die Förderungen von ORF bis Zeitungen finanziert? Grasl: Die Zielrichtung, die Gebühr an den öffentlich-rechtlichen Content und nicht an den Verbreitungsweg zu koppeln, ist klar. Lösen kann man das über verschiedene Wege. Dazu braucht man nicht unbedingt eine Haushaltsabgabe. Standard: Die ÖVP sammelt in diesen Tagen Abgeordnete, und damit indirekt bürgerliche Stimmen im Stiftungsrat des ORF, der 2016 einen Generaldirektor wählt: Eine Vorbereitung auf ORF-Generaldirektor Richard Grasl – oder doch auf einen Zweiervorstand, mit Alexander Wrabetz oder zum Beispiel mit Kathrin Zechner? Grasl: Wenn Sie die oben besprochenen Themen sehen, werden Sie erkennen, dass keine Zeit ist, um sich täglich mit einem neuen Gerücht auseinanderzusetzen. Ich halte alle Spekulationen für entbehrlich. Standard: Was wurde aus der ORFForderung nach individualisiertem Werbe-Targeting in Online-Medien, die etwa für die Social-TV-Pläne des ORF wohl eine tragende Rolle spielen – ist die Forderung ad acta gelegt? Grasl: Nein, aber es hat in den letzten Wochen aber auch keine wichtige Rolle gespielt.
Standard: Und was wurde aus dem im Vorjahr angekündigten ORFStart-up-Cluster? Grasl: Wir werden demnächst die ersten Start-ups, mit denen wir kooperieren wollen, auswählen.