Boot mit hunderten Flüchtlingen vor Libyen gekentert
Vor der libyschen Küste ist am Mittwoch ein Boot mit hunderten Flüchtlingen an Bord gekentert. Laut italienischer Küstenwache konnten bisher rund 300 von ihnen gerettet werden. Medien berichteten von bis zu 700 Flüchtlingen, die sich auf dem völlig überladenen Schiffskutter befunden haben sollen. Vermutlich kenterte er, als sich ein Rettungsschiff näherte und alle Passagiere auf eine Seite drängten. Die irische Marine, die mit einem ihrer Schiffe als Erstes den Unglücksort erreicht hat, befürchtete eine „beträchtliche Anzahl an Todesopfern“.
Unterdessen hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch die Regierungen der EU-Mitgliedsländer aufgefordert, in der Flüchtlingsfrage „nicht vor Populisten und Ausländerfeinden einzuknicken“. Er zeigte sich enttäuscht, dass sich die EU-Staaten nicht auf die Verteilung von 40.000 zumeist syrischen und eritreischen Flüchtlingen aus Italien und Griechenland einigen konnten. Die EU-Kommission werde laut Juncker im Herbst einen neuen Anlauf zur Flüchtlingsverteilung unternehmen.
Paris rügt London
Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsandrangs am Eurotunnel hat Frankreich von Großbritannien weitere Anstrengungen gefordert. Erforderlich sei eine „zusätzliche Mobilisierung“der britischen Behörden, rügte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve in der Tageszeitung La Croix. Seit Wochen versuchen jede Nacht hunderte in Calais gestrandete Flüchtlinge, zum Eurotunnel vorzudringen und nach Großbritannien zu gelangen, wo sie sich mehr Chancen ausrechnen als in Frankreich. Die EUKommission unterstützt Frankreich mit vorerst 20 Millionen Euro aus einem Asylfonds. Bis 2020 sollen aus diesem Topf 266 Millionen Euro nach Paris fließen, sagte der für Flüchtlinge zuständige EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos. (AFP, APA)