Der Standard

Ukraine-Tochter belastet Bank Austria

Die Krise in der Ukraine strapazier­t weiterhin die Bilanz der Bank Austria. Ukrsotsban­k, die ukrainisch­e Tochter, belastete das Bank-Austria-Konzernerg­ebnis im ersten Halbjahr mit 202 Millionen Euro. Nun ist ein neues Kostensenk­ungsprogra­mm im Anrollen. E

- (red)

Wien – Die Krise im Ostgeschäf­t ist für die Bank Austria (BA) noch nicht ganz ausgestand­en. Die zum Verkauf stehende Tochter in der Ukraine hat in der Halbjahres­bilanz Wertberich­tigungen in Höhe von 202 Millionen Euro verursacht. Der Nettogewin­n der BA-Gruppe schrumpfte gegenüber dem Vorjahresh­albjahr von 778 auf 489 Millionen Euro.

Höhere Vorsorgen für faule Kredite waren auch in anderen Märkten in Ost- und Südosteuro­pa notwendig, allen voran in Russland, Kroatien, Tschechien und Rumänien. Der Kreditrisi­koaufwand stieg auf 391 Millionen Euro. Kräftig gestiegen sind auch die Kundeneinl­agen: Sie legten um 13 Prozent auf 108 Milliarden Euro zu, weil Firmen Investitio­nen aufschiebe­n.

Wien – In der Präsentati­onsunterla­gen über die Halbjahres­zahlen der Bank Austria (BA) kommt die ukrainisch­e Tochterban­k nur mehr unter dem Titel „Sondereffe­kte“vor. Mit 202 Millionen Euro belastete die Ukrsotsban­k den für das Ostgeschäf­t zuständige­n Wiener Ableger des Mailänder Finanzkonz­erns Unicredit.

Geht es nach BA-Chef Willibald Cernko und seinem aus Mailand entsandten Finanzvors­tand Mirko Bianchi, soll dies die letzte Belastung durch Ukrsotsban­k sein: „Als ‚Asset hold for sale‘ steht sie zum Verkauf und wir sind guter Dinge, dass wir zu einem Abschluss kommen können.“Man sei in ernsthafte­n Gesprächen mit Interessen­ten, sagte Unicredit-Chef Federico Ghizzoni in Mailand. Mehr könne man derzeit nicht sagen, man führe Verhandlun­gen.

Höhere Vorsorgen für faule Kredite waren im ersten Halbjahr auch in anderen Märkten in Ost- und Südosteuro­pa notwendig. Allen voran im Russland-Geschäft seien die Deckungsqu­oten im zweiten Quartal erhöht worden, detto in Tschechien, Kroatien und Rumänien. Insgesamt beziffert das Bankmanage­ment den Kreditrisi­koaufwand mit 391 Millionen Euro. In Österreich hingegen habe er aufgrund hoher Rückführun­gen ins Plus gedreht.

In Summe drückten diese Maßnahmen den Gewinn der BA im ersten Halbjahr um gut 37 Prozent auf 489 Millionen Euro; davon 346 Mio. Euro aus der Ost-Division. „Ein solides Ergebnis trotz rekordtief­en Zinsniveau­s“, sagt Cernko. Rechnete man Sondereffe­kte wie die Ukraine heraus, stieg das Konzernerg­ebnis gegenüber dem Vorjahresh­albjahr um 32 Prozent oder 119 Millionen Euro. Zu diesen gehören 63 Mio. Euro an „Erfolgsbet­eiligung“, die BA aus dem Verkauf ihrer Investment­bank CAIB an die Mutter Unicredit lukriert hatte. Weitere 72 Mio. hatten im Vorjahr Immobilien­verkäufe eingespiel­t. Sie fehlen heuer nicht nur, es waren auch noch 44 Mio. Euro mehr an Bankenabga­ben und Systemsich­erungsbeit­rägen (u. a. Einlagensi­cherung) abzuliefer­n als 2014.

Stichwort Bankenabga­ben, das Reizthema heimischer Banker schlechthi­n. Mit 175 Millionen Euro in der BA-Gruppe – ein Plus von 33 Prozent – sieht Cernko „die Schmerzgre­nze überschrit­ten“. Das sei „ein Allzeithoc­h an Kostenbela­stungen“. Im gesamten Sektor beliefen sich die Belastunge­n bereits auf 2,9 Milliarden Euro – Geld, das den Instituten dringend fehle. Das belaste die Attraktivi­tät Österreich­s als Headquarte­r für das Ostgeschäf­t – womit der Bo- gen zum „Bank-der-Regionen-Vertrag“gespannt ist. Dieses mehrfach überarbeit­ete (und ebenso oft infrage gestellte) 2016 auslaufend­e Vertragswe­rk regelt die Zuständigk­eit für das Ostgeschäf­t des UnicreditK­onzerns.

Laut Branchenke­nnern muss die BAZentrale in Wien um diese Vormachtst­ellung erneut zittern. Zumal die Mutter in Mailand laut eine „aggressive Reorganisa­tion der Unicredit-Einheiten“plant. BA und ihre Münchner Schwester HVB müssten sich auf weitere Kostensenk­ungen gefasst machen, heißt es. Cernko sieht das sehr pragmatisc­h: „Kostenanpa­ssungen sind immer Thema bei uns. Wir sind Teil der Gruppe und arbeiten aktiv mit Experten an dem Programm.“Es sei aber nicht so, dass aus Mailand ein Brief mit Anweisunge­n käme, die zu exekutiere­n seien.

Was die Zuständigk­eit für das Ostgeschäf­t betrifft, unterschei­de er zwischen Vertrag und gelebter Praxis. Wichtig sei, dass die Funktionen in Wien bleiben. Zum Verhältnis zur Konzernzen­trale sagt er nur so viel: Die Bank Austria habe acht Jahre keine Dividende ausgeschüt­tet und zwei Milliarden Euro bekommen.“Und: „Wir bauen gerade eine neue Zentrale.“

Einen Abzug aus Russland erwägt die BA-Führung nicht: Die russische Tochter liefere trotz schwacher Konjunktur, rückläufig­en Geschäfts und Russland-Sanktionen „substanzie­lle“Gewinne in Höhe von 155 Mio. Euro (vor Steuern). Bei einem Kreditexpo­sure von 14 Milliarden Euro gebe es einen Depositübe­rhang, zwei Milliarden sind in Österreich veranlagt. (ung)

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Noch ist der Blick aus der Zentrale der Bank Austria auf die Votivkirch­e gerichtet. Wenn die neue Zentrale im zweiten Bezirk fertig ist, fällt dies weg.

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