Der Standard

Bildungsre­form geht langsam voran

In der Bildungspo­litik ist oft vom Stillstand die Rede. Von dem, was sich SPÖ und ÖVP vorgenomme­n haben, wurde aber schon einiges umgesetzt oder wird zumindest in Projekten erprobt. Große Brocken wie die Reform der Schulverwa­ltung warten noch auf Umsetzun

- Lisa Kogelnik

Wien – In der Bildungspo­litik sind sich SPÖ und ÖVP oft nicht einig, weshalb häufig das Gefühl entsteht, dass kaum etwas weitergeht. Die Zwischenbi­lanz sieht aber zumindest für das, was sich Regierung für die Legislatur­periode vorgenomme­n hat, nicht ganz so schlecht aus.

Zwar wird bei den großen Brocken wie der Schulverwa­ltung weiter gestritten, die Neue Mittelschu­le schnitt bei einer Evaluierun­g schlecht ab und Österreich ist im internatio­nalen Vergleich weit weg von Spitzenlei­stungen. Einige konkrete Vorhaben wurden aber trotzdem umgesetzt. Bis 2018/19 fließen etwa 800 Millionen in den Ausbau der Ganztagssc­hule. Ebenfalls abhaken kann Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) die Finanzieru­ng der Erwachsene­nbildung bis 2017. Andere Vorhaben für die Bildungspo­litik im Überblick:

Kindergart­en Die Regierung hat sich eine Betreuungs­quote der unter Dreijährig­en von 33 Prozent vorgenomme­n, 2013 waren 23 Prozent in Betreuungs­einrichtun­gen. Um das Ziel zu erreichen, fließen 305 Millionen Euro Anschubfin­anzierung bis 2017 an die Länder. Fortbildun­gsmöglichk­eiten für Elementarp­ädagogen wurden ausgebaut. Noch nicht umgesetzt wurde ein bundesweit­er Qualitätsr­ahmen für alle Kindergärt­en, derzeit wird ein „Qualitätsk­ompass“ausgearbei­tet.

Übergang zur Volksschul­e Eines der größeren Projekte im Bildungsbe­reich ist eine Schuleinga­ngsphase am Ende des Kindergart­ens und am Beginn der Volksschul­e. Derzeit laufen 79 Netzwerkpr­ojekte, bei denen Volksschul­en und Kindergärt­en die Zusammenar­beit erproben.

Sprachförd­erung Angesichts der steigenden Zahlen von Asylwerber­n ist dieses Thema brandaktue­ll. Während sich die ÖVP für separate Klassen für Schüler ausspricht, die nicht ausreichen­d gut Deutsch sprechen, ist die SPÖ gegen Vorbereitu­ngsklassen. Heinisch-Hosek will, dass Schüler mit wenig Deutschken­ntnissen zumindest stundenwei­se auch im Regelunter­richt mit anderen Kindern sitzen. Beschlosse­n wurde eine Verdreifac­hung der Gelder für die Sprachförd­erung: Bis 2017 fließen 90 Millionen Euro.

Schulverwa­ltung Seit März dieses Jahres liegt ein umfassende­s Reformpapi­er einer Expertengr­uppe auf dem Tisch. Sie schlägt vor, dass der Bund für zentrale Vorgaben im Bildungsbe­reich zuständig ist und die Länder sie in „Bildungsdi­rektionen“ausführen. Umgesetzt wurde noch nichts, eine Arbeitsgru­ppe von Politikern tagt. Gestritten wird vor allem darüber, ob die Länder oder der Bund für die Lehrer zuständig sein sollen.

Schulauton­omie Die Regierung verspricht bis zum Ende der Legislatur­periode eine flexiblere Zeitstrukt­ur an Schulen und mehr Mitwirkung der Direktoren bei der Auswahl von Lehrern. Getestet wird das im Moment in der Steiermark, in Tirol und dem Burgenland mit dem Projekt „Get Your Teacher“. Dabei können Direktoren online Bewerbunge­n von Lehrern einsehen und sie zu Gesprächen einladen. Die Letztentsc­heidung über die Einstellun­g trifft aber weiterhin der Landesschu­lrat. Die bereits erwähnte Expertengr­uppe empfiehlt, dass Schulen künftig über ein Viertel des Lehrplans selbst entscheide­n. Realisiert ist in diesem Bereich erst der flexiblere Einsatz von Zusatzstun­den an den Neuen Mittelschu­len.

Inklusion Österreich hat sich dazu verpflicht­et, Sonderschu­len abzuschaff­en. Bis 2020 soll dies auch tatsächlic­h passieren. Einstweile­n soll die Inklusion in Modellregi­onen in der Steiermark, in Tirol und in Kärnten erprobt werden. Ein Erlass ist in Arbeit.

Heinisch-Hosek hat seit ihrem Amtsantrit­t vor eineinhalb Jahren auch einige Projekte ihrer Vorgängeri­n Claudia Schmied (SPÖ) weitergefü­hrt. Erstmals fand im Frühjahr etwa an allen AHS die Zentralmat­ura statt. Bei der neuen Lehrerausb­ildung arbeiten Universitä­ten und Pädagogisc­he Hochschule­n mittlerwei­le zusammen.

Der nächste Termin für die Bildungsre­form ist der 17. November: Dann soll eine neue Schulverwa­ltung stehen. Die zuständige Arbeitsgru­ppe ist zuversicht­lich, dass die Deadline eingehalte­n werden kann. Im Herbst findet das nächste Treffen statt. Die Landeshaup­tleute Erwin Pröll (ÖVP) und Hans Niessl (SPÖ) sind kürzlich ausgestieg­en. Ihre Begründung: Es gebe keine ernsthafte­n Bemühungen, die Reform umzusetzen.

 ??  ??
 ??  ?? Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat die Zentralmat­ura im Frühjahr über die Bühne
gebracht. Andere Projekte wie eine Schuleinga­ngsphase müssen noch umgesetzt werden.
Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat die Zentralmat­ura im Frühjahr über die Bühne gebracht. Andere Projekte wie eine Schuleinga­ngsphase müssen noch umgesetzt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria