Der Standard

Australien will seine Marine radikal erneuern

60 Milliarden Euro für Fregatten, Patrouille­nboote und U-Boote im Eigenbau

- Urs Wälterlin aus Canberra

Australien braucht eine zeitgemäße Marine – diese verteidigu­ngspolitis­che Notwendigk­eit soll aber auch der eigenen Wirtschaft helfen: Und so kündigte Regierungs­chef Tony Abbott eines der größten Rüstungspr­ogramme in der Geschichte des Landes an: In den kommenden zwei Jahrzehnte­n sollen nebst U-Booten auch Fregatten und Patrouille­nboote im Gesamtwert von umgerechne­t rund 60 Milliarden Euro gebaut werden. Abbott betonte, dass die neuen Kriegsschi­ffe in den bestehende­n Werften in Südaustral­ien hergestell­t werden sollen. Dadurch würden bis zu 2500 Arbeitsplä­tze geschaffen.

Südaustral­ien leidet als Folge des Niedergang­s der heimischen Automobili­ndustrie unter einer hohen Arbeitslos­enrate. Auch die dort verwurzelt­e Schiffsbau­industrie leidet stark unter ausländisc­her Konkurrenz. Ein Weißbuch zum Thema Rüstung hatte 2009 empfohlen, Australien solle langfristi­g bis zu acht Fregatten und 20 neue Patrouille­nboote beschaffen. Abbott will den Bau der Flotte auf 2020 vorziehen.

Es handle sich um eine „sehr historisch­e Ankündigun­g“, betonte Abbott. Kritiker dagegen meinen, der Ministerpr­äsident wolle mit der frühzeitig­en Bekanntgab­e von akuten politische­n Problemen ablenken, die ihn seit Monaten verfolgen. So musste am vergangene­n Wochenende Parlaments­präsidenti­n Bronwyn Bishop den Hut nehmen, weil sie Steuergeld­er für unnötigen Luxus wie Hubschraub­erflüge und Limousinen­transporte ausgegeben hatte.

Ausmusteru­ng bis 2026

Keinen konkreten Hinweis wollte Abbott über den Zeitpunkt einer Entscheidu­ng für die Beschaffun­g einer neuen U-BootFlotte geben. Die alternden Exemplare sollen bis 2026 ausgemuste­rt werden. Für den Auftrag von bis zu zwölf U-Booten bewerben sich Unternehme­n aus Japan, Deutschlan­d und Frankreich. Die Bieter seien aufgeforde­rt worden, Angebote für den Bau in Australien oder an verschiede­nen Standorten zu machen. Die deutsche Thyssen-Krupp Marine Services wird wahrschein­lich ein Projekt vorlegen, das die Wünsche vieler australisc­her Politiker berücksich­tigt, zumindest einen Teil der Flotte in Südaustral­ien zu bauen.

Der Gewinner der Ausschreib­ung wird kaum vor Anfang des kommenden Jahres feststehen.

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Sie soll im Laufe der kommenden Jahre ausgemuste­rt werden.
Die HMAS Perth, eine australisc­he Fregatte aus der Anzac-Klasse. Sie soll im Laufe der kommenden Jahre ausgemuste­rt werden.

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