Der Standard

Verbrauchs­spiralenhy­pothese

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Der Steuerausf­all für den Staat durch den derzeit relativ niedrigen Spritpreis dürfte sich wohl in Grenzen halten. Wie zu beobachten, wird auch wieder mehr gefahren, was den Umsatzrück­gang an den Tankstelle­n wohl einigermaß­en abfedern sollte. Es ist, als hätte jeder eine gewisse Menge Geld für Treibstoff in der Tasche, das er auch tatsächlic­h verbraucht.

Hinter dieser Beobachtun­g steckt offenbar eine fatale Dynamik, über die sich zwei freuen, die Mineralölf­irmen wie auch der Staat. Jedes Mal, wenn der Spritpreis stark steigt, bemüht man sich zwar, weniger zu fahren, was zu einem kurzzeitig­en Rückgang des Verkehrsau­fkommens führt, es gelingt aber meist nur vorübergeh­end. Dann wird das Budget fürs Autofahren erhöht.

Sinkt der Spritpreis dann wieder, wird trotzdem weiterhin die mittlerwei­le gewohnte Summe fürs Autofahren ausgegeben. Das heißt, man geht umso großzügige­r mit seinem Geld und der Umwelt um, fährt also noch mehr.

Zweite fatale Dynamik: Mit sinkendem Spritpreis werden sofort völlig irrational­e Langzeiten­tscheidung­en getroffen, nämlich größere Autos zu kaufen, obwohl man eigentlich annehmen müsste, dass Benzin und Diesel nicht langfristi­g billig bleiben.

Dann kommen wieder die Ernüchteru­ng und das Stöhnen.

Dritte Triebkraft der Verbrauchs­spirale: Die meisten Autos verbrauche­n nunmehr tatsächlic­h um einiges weniger als noch vor kurzem, ganz sicher aber verspreche­n es Prospekte und Plakate, was auch nicht unbedingt ein Anlass ist, zu einem kleineren Auto zu greifen. (rs) rudolf.skarics@laggers.at

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