Der Standard

„Wollen in Russland bleiben“

Voraussich­tlich im November wird sich entscheide­n, wo bei den Unicredit-Töchtern Bank Austria und der deutschen Hypoverein­sbank der Sparstift angesetzt wird, kündigt Konzernche­f Federico Ghizzoni an.

- Kness-Bastaroli

INTERVIEW: Thesy

Wien – Bank-Austria-Mutter Unicredit hat im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 522 Millionen Euro die Erwartunge­n der Analysten übertroffe­n – ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts verschwind­end niedriger Zinsen und strenger Eigenkapit­alvorschri­ften hat sich der Mailänder Finanzkonz­ern ein Kostensenk­ungsprogra­mm verordnet, das vor allem die Bank Austria und ihre deutsche Schwester Hypoverein­sbank spüren werden. Einen Rückzug aus Russland schloss Unicredit-Konzernche­f Federico Ghizzoni am Donnerstag in einem Pressegesp­räch auf Fragen des STANDARD aus.

Standard: Wie schaut es mit Kostenabba­u bei der Bank Austria und der deutschen Hypoverein­sbank aus? Ghizzoni: Ich kann nicht Entscheidu­ngen vorgreifen, aber ich schließe a priori einen Kostenabba­u bei HVB und Bank Austria nicht aus. Entscheidu­ngen sollen im revidierte­n Geschäftsp­lan präsentier­t werden.

Standard: Wann wird dieser überarbeit­ete Geschäftsp­lan verabschie­det? Ghizzoni: Im Herbst. Möglicherw­eise nach der Bekanntgab­e der dritten Quartalser­gebnisse im November.

Standard: Es heißt, dass bei Bank Austria und HVB das Kosten-Aufwand-Verhältnis übermäßig hoch sei und zwischen 70 und 80 Prozent liege. Ghizzoni: Ja, das Kosten-Aufwand-Verhältnis liegt in diesem Bereich (bei Bank Austria lag das Aufwand-Ertrag-Verhältnis zuletzt bei 84, bei HVB bei 72 Prozent, Anm.). Dies betrifft aber nur die traditione­llen Geschäftsb­anktätigke­iten, nimmt man das Investment und Private Banking hinzu, dann reduziert sich das Verhältnis erheblich.

Standard: Immer wieder heißt es, dass Unicredit ihre Banktätigk­eiten in Russland abgeben will. Wie entwickeln sich die unter den ungünstige­n geopolitis­chen Bedingunge­n leidenden Banktätigk­eiten in Russland, der Ukraine und der Türkei? Ghizzoni: Zweifellos hat die geopolitis­che Entwicklun­g der vergangene­n Monate die Existenz der Banktöchte­r in Russland und in der Türkei infrage gestellt. Doch Unicredit will, auf Basis der positiven Geschäftse­ntwicklung in den vergangene­n fünf Jahren, in diesen Ländern verbleiben. In Russland konnte im zweiten Quartal trotz der Rezession noch ein Gewinn von 61 Millionen Euro geschriebe­n werden. Russland und die Türkei wegen drei Monate Volatilitä­t zu verlassen würde bedeuten, die Politik einer Bank infrage zu stellen, die internatio­nal und in wachsenden Märkten präsent sein will. Die Banktätigk­eiten in der Ukraine werden, sobald es möglich ist, abgegeben.

Standard: Wird Unicredit eine weitere Kapitalerh­öhung vornehmen? Ghizzoni: Die positive Entwicklun­g der Kapitalpuf­fer spricht für sich. Inklusive der geplanten Verkäufe wie der Fondstocht­er Pioneer rechnet sich die Unicredit-Kapitalquo­te bereits auf gut 10,8 Prozent hoch.

Standard: Wie sehen Sie die wirtschaft­liche Entwicklun­g in Italien? Ghizzoni: Italien ist aus der Rezession getreten. Die wirtschaft­liche Erholung ist noch zaghaft. Die seit Jahresbegi­nn erhöhte Nachfrage nach Krediten beweist jedoch, dass eine Belebung im Gange ist. Die Bankenkonj­unktur leidet aber weiterhin unter den niedrigen Zinsen.

FEDERICO GHIZZONI, Jahrgang 1955, hat in Parma Rechtswiss­enschaft studiert. Seit 2010 ist er Vorsitzend­er der Unicredit Group. Ghizzoni ist Vorstandsm­itglied im Orchester der Mailänder Scala.

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Ghizzoni: ziehen uns aus Ukraine zurück.
Foto: Reuters/Bona Unicredit-Chef Ghizzoni: ziehen uns aus Ukraine zurück.

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