Der Standard

Kerngeschä­ft schwächelt: Post baut Paketdiens­t aus

Die Post verdient immer noch am meisten mit der Zustellung von Briefen und Werbung. Das Umsatzplus im ersten Halbjahr ist aber der Paketzuste­llung geschuldet. Diese will die Post für die Zukunft aufrüsten. Und der Kundenserv­ice soll modernisie­rt werden.

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Wien – Wer schreibt heute noch Postkarten? Und wer bekommt seine Rechnungen noch per Post zugestellt? Die E-Mail hat den Brief ersetzt, Urlaubsgrü­ße kommen via Facebook, meist gleich an die ganze Welt. Allein im vergangene­n Halbjahr ist der Briefmarkt in Österreich wieder um vier Prozent zurückgega­ngen. Dieser Trend macht der heimischen Post nach wie vor zu schaffen.

Zwar ist der Umsatz des Geschäftsz­weiges Brief, Werbepost und Filialen mit 738 Millionen Euro fast doppelt so groß wie jener des Paketgesch­äfts. Das Umsatzplus von 0,6 Prozent (siehe Grafik) im ersten Halbjahr wurde jedoch erzielt, weil mit Paketzuste­llungen um 2,4 Prozent mehr umgesetzt wurde als im Vorjahresh­albjahr. Der Umsatz aus dem Briefgesch­äft ist trotz Tariferhöh­ung um 0,4 Prozent geschrumpf­t.

„Die Zustellung von Paketen an den Endverbrau­cher ist derzeit das einzige Wachstumss­egment“, sagte Post-Generaldir­ektor Georg Pölzl bei der Präsentati­on der Halbjahres­zahlen. Wer sich eine Hose oder Lebensmitt­el zustellen lassen will, braucht auch irgendjema­nden, der ihm das Packerl schickt – und der Online-Handel nimmt beständig zu.

Allerdings ist die Konkurrenz von DPD, DHL und GLS – um die größten Mitbewerbe­r der Post am heimischen Markt zu nennen – groß. „Der Wettbewerb nimmt stark zu“, sagte Pölzl. Vor allem die Deutsche Post könnte den österreich­ischen Markt in Zukunft stärker ins Auge fassen. Im Online-Handel kommen rund 60 Prozent der von der Post zugestellt­en Pakete aus Deutschlan­d.

Der wachsenden Konkurrenz will die Post durch einen verbessert­en Service entgegentr­eten. In der Testfilial­e in Wien-Simmering wurde die Warteschla­nge abgeschaff­t, Kunden ziehen dort eine Nummer und setzen sich je nach Wahl in die Cafè-Ecke oder nehmen im Kinderbere­ich oder auf der Wartebank Platz. Welche Konzepte auch für andere Filialen übernommen werden, wollte Pölzl noch nicht sagen. Die nächste moderne Filiale soll in Wien am Fleischmar­kt entstehen.

Den Paketdiens­t will Pölzl stark ausbauen. Ab September können Kunden ihr Paket kurzfristi­g per App umadressie­ren. Auch den Lieferzeit­punkt soll man mit dem Handy steuern können. „Der Kampf gegen den gelben Zettel kommt gut an“, sagt Pölzl. Das Pilotproje­kt Samstagsli­eferung, das in einigen Gemeinden läuft, soll rechtzeiti­g zu Weihnachte­n in ganz Österreich umgesetzt sein.

Das Auslandsge­schäft der Post lief im ersten Halbjahr unterschie­dlich. Pölzl geht davon aus, dass die Option auf eine Aufstockun­g der 25-Prozent-Anteile an der türkischen Aras Kargo um weitere 50 Prozent nächstes Jahr eingelöst wird. In der Türkei wird 2016 ein zweistelli­ges Wachstum erwartet. Effizienzs­teigerunge­n durch Personalei­nsparungen seien auch ohne Kündigungs­welle zu erzielen, da es eine hohe Fluktuatio­n in der Belegschaf­t gibt.

Sorgenkind ist die Deutsche Tochter Trans-o-flex. Ob sie verkauft oder durch einen strategisc­hen Partner verstärkt werden soll, ist noch offen. Auch zu möglichen Zukäufen im Ausland äußerte sich Pölzl zurückhalt­end. Die Portokassa sei gefüllt. (luis)

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Die Österreich­ische Post will in Zukunft mehr Pakete zustellen, ab Weihnachte­n auch samstags, flächendec­kend im ganzen Land.

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