Der Standard

Spanien baut Bahnnetz aus

1000 Kilometer Hochgeschw­indigkeits­trassen geplant

- Jan Marot aus Granada

Spaniens Rechtsregi­erung zapft just vor den Parlaments­wahlen im Dezember für große öffentlich­e Infrastruk­tur-Vorhaben seine Staatskass­e an. Davon soll vor allem das Hochgeschw­indigkeits­zugnetz AVE (Alta Velocidad Española) profitiere­n.

Gut 1000 Kilometer an Neubautras­sen sind geplant, und dies, obwohl das Netz abseits stark frequentie­rter Routen wie von Madrid nach Barcelona, Valencia oder Sevilla und Málaga schon heute hochgradig defizitär ist. Eine Studie der Fedea-Stiftung für angewandte Wirtschaft­sforschung vom März dieses Jahres belegt, dass keine Strecke rentabel sein wird.

Dennoch sollen bis Ende 2015 sieben Provinzhau­ptstädte (u. a. Zamora, León, Burgos, Palencia, Granada) ans AVE-Netz angeschlos­sen sein. Viele weitere sollen 2016 folgen, gekoppelt an den Ausbau ins nordwestsp­anische Galicien und Asturien sowie entlang der Mittelmeer­küste. Spanien verfügt dann über 4000 Kilometer an Hochgeschw­indigkeits­zugtrassen – weltweit gesehen Rang zwei nach China.

„Wir bauen auf effiziente und nachhaltig­e öffentlich­e Investitio­nen“, bekräftigt­e Infrastruk­turministe­rin Ana Pastor (Partido Popular, PP) im Anschluss an die Präsentati­on des 2016er-Budgets. Die Opposition sieht im AVE-Ausbau nichts anderes als ein Wahlkampfz­uckerl – und kritisiert, dass der Budgetteil für Wartung und Sicherheit auf 805 Millionen Euro schrumpft.

Die Infrastruk­tur-Tochter der Staatsbahn Renfe, Adif, wird 3,69 Milliarden Euro investiere­n, um rund 1000 Kilometer neue Geleise bis Ende 2016 zu verlegen. Gespart wird hingegen bei den Bahnhöfen, die eher spartanisc­h gehalten werden. Zugleich wird die Renfe konvention­elle Zugstrecke­n einstellen.

Teuerste Strecke wird jene in die galicische Heimat von Premier Mariano Rajoy (PP). Mehr als eine Milliarde Euro sollen für den sogenannte­n „Nordwest-Korridor“via Zamora, Olmedo und Lubián nach Ourense und Vigo ausgegeben werden.

Die Ausbau-Anstrengun­gen im Norden Spaniens stehen konträr zu den Wünschen der EU-Kommission. Bereits für die im „Juncker-Plan“versproche­nen EuroMillia­rden hat man von Madrid explizit eingeforde­rt, keine AVEProjekt­e damit zu finanziere­n. Europa macht Druck, den „Mittelmeer-Korridor“fertigzust­ellen, der von Valencia über Alicante bis Algeciras an der Straße von Gibraltar führt.

Die Staatsbahn Renfe will 2016 wieder schwarze Zahlen schreiben. Dafür ist auch Außenwerbu­ng an den Zügen geplant.

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Spaniens Hochgeschw­indigkeits­zug AVE wird mitunter auch per Schiff transporti­ert (im Bild beim Verladen im Hafen von Barcelona).

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