Der Standard

Verrückt, diese Youtuber

- Beate Hausbichle­r Die You-

Das erste Youtube-Video dauert 18 Sekunden und wurde im März 2005 hochgelade­n. Ein Bursche steht vor einem Elefanteng­ehege und erklärt mit verhaltene­r Begeisteru­ng das erstaunlic­he an diesen Tieren: Ihre Rüssel sind „really, really long“, „that’s cool“. Das war der Startschus­s, ab die Post für abertausen­de Videos von Kindern, die vom Dreirad plumpsen, waghalsige­n Stunts, vor deren Heimerprob­ung die gute alte Television noch inständig warnte, und natürlich Katzenbaby­s bis zum Abwinken.

ZDF Info rollte Mittwochab­end mit der Doku tube-Story den Werdegang der Videoplatt­form auf. Das Affentempo, in dem Youtube zum Internetpl­atzhirsch wurde, ahmt die Doku mit ihrer schnellen Machart nach. Kritisch wird der Film gegenüber der Plattform spätestens, als er im Jahr 2007 ankommt und die Kom- merzialisi­erung im großen Stil begann. Wir sehen, wie viel Arbeit es ist, den lässigen „that’s cool“-Touch zu bewahren, während die „crazy“Youtuber, wie sie sich selbst gern beschreibe­n, bei jedem neuen Aufruf die Kassa klingeln hören und sich von Firmen beschenken lassen, um deren Namen im Gegenzug bereitwill­ig in die Home-Kamera zu halten. Verrückt, diese jungen Leut’.

Dass es mit TV bergab geht, wusste Christoph Krachten, Geschäftsf­ührer des YoutuberTr­effens „Videodays“, schon 2000. Die Produktion­sfirmen verdienten nicht mehr genug Geld, die Formate wurden immer billiger produziert, erzählt er. Sehr aufschluss­reich: Deshalb also müssen wir nicht nur bei Bank- oder anderen Geschäften via online selber ran, sondern auch Unterhaltu­ng und Nachrichte­n selbst erledigen. Danke, Self-Service-Economy, her mit dem Katzenbaby! p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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