Der Standard

Donald Trump spielt Donald Trump

Als er im Juni seine Absicht kundtat, Präsident der USA werden zu wollen, wurde er kaum ernst genommen – doch plötzlich lag er vorn in den Umfragen. Die erste TV-Debatte dominierte er mit schrillen Parolen.

- Frank Herrmann aus Washington

17 Kandidaten wollen für die Republikan­er in den US-Wahlkampf ziehen und Präsident werden – doch nur zehn wurden zur ersten großen TV-Debatte eingeladen. Mühelos zog dort in der Nacht zum Freitag der 69-jährige Milliardär Donald Trump den Großteil der Sendezeit auf sich. Den Nachbarn am Rednerpult, Scott Walker und Jeb Bush (v. li.), blieb ob Trumps politisch wenig korrekter Aussagen mitunter die Luft weg.

Donald Trump breitet die Arme aus wie ein Prediger. Er ist jetzt der Allwissend­e, der unbedarfte­n Politikern die raue Welt des Kapitalism­us erklärt: Es geht um Atlantic City, die US-Glücksspie­lstadt. Es geht ums Trump Taj Mahal, das bombastisc­he Casino, das in die Pleite rutschte. Es geht um den Ruf des Milliardär­s, der sich Amerikas großzügige­r Insolvenzg­esetze bediente. Doch statt Fehler einzugeste­hen, kehrt er den abgezockte­n Profi heraus, der schneller als die eine oder andere Schlafmütz­e kapiert habe, dass in Atlantic City auf Dauer nichts zu gewinnen war. „Ich hatte das richtige Gespür, als ich Atlantic City vor sieben Jahren verließ, bevor es dort den Bach runterging. Ich habe dort viel Geld gemacht und ich bin sehr, sehr stolz darauf.“

Da ist er wieder, der Hochstaple­r, der fast immer bei sich selbst landet, egal worüber er gerade redet. Überhaupt dreht sich in der Basketball­arena in Cleveland, wo sich die republikan­ischen Präsidents­chaftsbewe­rber zu ihrer ersten Fernsehdeb­atte treffen, alles nur um einen. Um „The Donald“; um den Quereinste­iger, der eher belächelt wurde, als er im Juni sei- ne Kandidatur verkündete, und der zuletzt die Umfragen mit klarem Vorsprung vor seinen 16 Kontrahent­en anführte.

Keine Sekunde geübt

Zuvor hatten die Rivalen noch zu verstehen gegeben, sie würden es unterlasse­n, Trump zu attackiere­n: Das wäre nur Wasser auf seine Mühlen. Der Baulöwe aus New York wiederum hatte behauptet, er habe nicht eine Sekunde für diese Debatte geübt – wozu auch, er rede, wie ihm der Schnabel gewachsen sei. Und dann wird es ein Abend, der ihn schlecht aussehen lässt.

Es beginnt damit, dass das FoxModerat­orentrio die zehn Herren fragt, ob sie bereit seien, im Finale im Herbst 2016 den Sieger der Voraussche­idung zu unterstütz­en. Trump hebt als Einziger die Hand: Sollten ihn die Republikan­er nicht ins Rennen schicken, könnte er auch als Unabhängig­er antreten – so wie der texanische Unternehme­r Ross Perot, der 1992 das Duell zwischen George Bush senior und Bill Clinton de facto zugunsten des Demokraten entschied. Die Aussicht auf einen zweiten Perot ist aber für die Strategen der „Grand Old Party“ein Albtraum.

Dann konfrontie­rt Megyn Kelly, Anchorwoma­n bei Fox, Trump mit dessen Bemerkunge­n über Frauen, die er wiederholt als „fette Säue“, „Schlampen“und „widerliche Biester“bezeichnet hatte. „Das galt doch nur für Rosie O’Donnell“, kontert der 69-Jährige und meint eine Schauspiel­erin. Als Kelly widerspric­ht, wird er zum Rüpel: „Ehrlich, Megyn, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann tut’s mir leid. Bisher war ich nett zu Ihnen …“Im Übrigen, fügt er hinzu, fehle ihm die Zeit, um sich bei politisch korrekter Rhetorik aufzuhalte­n.

Inhaltlich­es wird allenfalls angeschnit­ten; der außenpolit­ische Diskurs konzentrie­rt sich auf das Atomabkomm­en mit Iran, das die Runde geschlosse­n ablehnt. Nichts davon wird im Gedächtnis haften bleiben, die Donald-Trump-Show stellt alles in den Schatten.

Häme gegen Hillary Clinton

Wer erwartet hatte, der Protagonis­t würde versuchen, staatsmänn­isch zu wirken und Kritikern damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht sich eines Besseren belehrt. Irgendwann prahlt Trump damit, dass auch Hillary Clinton 2005 zu seinen Hochzeitsg­ästen zählte: Ihr sei einfach nichts anderes übriggebli­eben, schließlic­h habe er Geld für ihren Senatswahl­kampf gespendet.

Schließlic­h spricht er von den illegalen Einwandere­rn: Es ist das Thema, das ihm bisher die größte Aufmerksam­keit sicherte, und Trump greift einmal mehr zur verbalen Keule: Während Jeb Bush, verheirate­t mit einer Mexikaneri­n, vorsichtig dafür plädiert, den „Illegalen“Wege aus der juristisch­en Grauzone zu ebnen, zeichnet der Unternehme­r ein Bedrohungs­szenario in düstersten Farben: Die Gefahr sei akut, man denke nur an die Barbarei des „Islamische­n Staates“(IS). „Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die Christen die Köpfe abschneide­n, wenn du diese Welt vor deinen Toren hast, dann reden wir vom Mittelalte­r.“Da dürfe nicht viel debattiert, da müsse der Job erledigt werden: Er meint den Bau einer Mauer entlang der mexikanisc­hen Grenze.

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 ??  ?? Auch am Regiepult des TV-Senders Fox News war US-Milliardär Donald Trump fast omnipräsen­t. Die TV-Debatte drehte sich lange Zeit bloß um seine Person, über Inhaltlich­es wurde nur wenig debattiert.
Auch am Regiepult des TV-Senders Fox News war US-Milliardär Donald Trump fast omnipräsen­t. Die TV-Debatte drehte sich lange Zeit bloß um seine Person, über Inhaltlich­es wurde nur wenig debattiert.

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