Donald Trump spielt Donald Trump
Als er im Juni seine Absicht kundtat, Präsident der USA werden zu wollen, wurde er kaum ernst genommen – doch plötzlich lag er vorn in den Umfragen. Die erste TV-Debatte dominierte er mit schrillen Parolen.
17 Kandidaten wollen für die Republikaner in den US-Wahlkampf ziehen und Präsident werden – doch nur zehn wurden zur ersten großen TV-Debatte eingeladen. Mühelos zog dort in der Nacht zum Freitag der 69-jährige Milliardär Donald Trump den Großteil der Sendezeit auf sich. Den Nachbarn am Rednerpult, Scott Walker und Jeb Bush (v. li.), blieb ob Trumps politisch wenig korrekter Aussagen mitunter die Luft weg.
Donald Trump breitet die Arme aus wie ein Prediger. Er ist jetzt der Allwissende, der unbedarften Politikern die raue Welt des Kapitalismus erklärt: Es geht um Atlantic City, die US-Glücksspielstadt. Es geht ums Trump Taj Mahal, das bombastische Casino, das in die Pleite rutschte. Es geht um den Ruf des Milliardärs, der sich Amerikas großzügiger Insolvenzgesetze bediente. Doch statt Fehler einzugestehen, kehrt er den abgezockten Profi heraus, der schneller als die eine oder andere Schlafmütze kapiert habe, dass in Atlantic City auf Dauer nichts zu gewinnen war. „Ich hatte das richtige Gespür, als ich Atlantic City vor sieben Jahren verließ, bevor es dort den Bach runterging. Ich habe dort viel Geld gemacht und ich bin sehr, sehr stolz darauf.“
Da ist er wieder, der Hochstapler, der fast immer bei sich selbst landet, egal worüber er gerade redet. Überhaupt dreht sich in der Basketballarena in Cleveland, wo sich die republikanischen Präsidentschaftsbewerber zu ihrer ersten Fernsehdebatte treffen, alles nur um einen. Um „The Donald“; um den Quereinsteiger, der eher belächelt wurde, als er im Juni sei- ne Kandidatur verkündete, und der zuletzt die Umfragen mit klarem Vorsprung vor seinen 16 Kontrahenten anführte.
Keine Sekunde geübt
Zuvor hatten die Rivalen noch zu verstehen gegeben, sie würden es unterlassen, Trump zu attackieren: Das wäre nur Wasser auf seine Mühlen. Der Baulöwe aus New York wiederum hatte behauptet, er habe nicht eine Sekunde für diese Debatte geübt – wozu auch, er rede, wie ihm der Schnabel gewachsen sei. Und dann wird es ein Abend, der ihn schlecht aussehen lässt.
Es beginnt damit, dass das FoxModeratorentrio die zehn Herren fragt, ob sie bereit seien, im Finale im Herbst 2016 den Sieger der Vorausscheidung zu unterstützen. Trump hebt als Einziger die Hand: Sollten ihn die Republikaner nicht ins Rennen schicken, könnte er auch als Unabhängiger antreten – so wie der texanische Unternehmer Ross Perot, der 1992 das Duell zwischen George Bush senior und Bill Clinton de facto zugunsten des Demokraten entschied. Die Aussicht auf einen zweiten Perot ist aber für die Strategen der „Grand Old Party“ein Albtraum.
Dann konfrontiert Megyn Kelly, Anchorwoman bei Fox, Trump mit dessen Bemerkungen über Frauen, die er wiederholt als „fette Säue“, „Schlampen“und „widerliche Biester“bezeichnet hatte. „Das galt doch nur für Rosie O’Donnell“, kontert der 69-Jährige und meint eine Schauspielerin. Als Kelly widerspricht, wird er zum Rüpel: „Ehrlich, Megyn, wenn Ihnen das nicht gefällt, dann tut’s mir leid. Bisher war ich nett zu Ihnen …“Im Übrigen, fügt er hinzu, fehle ihm die Zeit, um sich bei politisch korrekter Rhetorik aufzuhalten.
Inhaltliches wird allenfalls angeschnitten; der außenpolitische Diskurs konzentriert sich auf das Atomabkommen mit Iran, das die Runde geschlossen ablehnt. Nichts davon wird im Gedächtnis haften bleiben, die Donald-Trump-Show stellt alles in den Schatten.
Häme gegen Hillary Clinton
Wer erwartet hatte, der Protagonist würde versuchen, staatsmännisch zu wirken und Kritikern damit den Wind aus den Segeln zu nehmen, sieht sich eines Besseren belehrt. Irgendwann prahlt Trump damit, dass auch Hillary Clinton 2005 zu seinen Hochzeitsgästen zählte: Ihr sei einfach nichts anderes übriggeblieben, schließlich habe er Geld für ihren Senatswahlkampf gespendet.
Schließlich spricht er von den illegalen Einwanderern: Es ist das Thema, das ihm bisher die größte Aufmerksamkeit sicherte, und Trump greift einmal mehr zur verbalen Keule: Während Jeb Bush, verheiratet mit einer Mexikanerin, vorsichtig dafür plädiert, den „Illegalen“Wege aus der juristischen Grauzone zu ebnen, zeichnet der Unternehmer ein Bedrohungsszenario in düstersten Farben: Die Gefahr sei akut, man denke nur an die Barbarei des „Islamischen Staates“(IS). „Wenn du es mit Leuten zu tun hast, die Christen die Köpfe abschneiden, wenn du diese Welt vor deinen Toren hast, dann reden wir vom Mittelalter.“Da dürfe nicht viel debattiert, da müsse der Job erledigt werden: Er meint den Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze.