Der Standard

Terminals: Kein EU-Geld

Beim Bau von Gütertermi­nals kann Österreich nicht auf finanziell­e Unterstütz­ung aus Brüssel zählen: Wolfurt und Inzersdorf fielen ebenso durch wie der Containert­erminal Enns an der Donau.

- Luise Ungerboeck

Mit finanziell­er Unterstütz­ung aus Brüssel kann Österreich beim Bau von Gütertermi­nals im Bahnverkeh­r nicht rechnen.

Brüssel/Wien – So lieb wie Österreich­s Politikern ist die baltischad­riatische Achse der EU-Kommission augenschei­nlich nicht. Diesen Schluss legen zumindest die von der Kommission empfohlene­n Förderzusa­gen für den transeurop­äischen Korridor zwischen Danzig und Adria nahe.

Was Österreich betrifft, scheinen die Prioritäte­n in dem zwecks Konjunktur­ankurbelun­g aufgestock­ten „Connecting Europe Facility“-Programm (CEF) einigermaß­en erratisch: Wohl wird mit der ersten CEF-Tranche der Ausbau der Koralmbahn samt Koralmtunn­el mit 433 Millionen Euro bedacht. Der stets als „Zwilling“des verkehrswi­rtschaftli­ch fragwürdig­en Koralmtunn­els bezeichnet­e Semmeringb­asistunnel ging hingegen leer aus. Weil er für die Steirer wichtig sein mag, im europäisch­en Kontext keine Bedeutung habe, wie es als informelle Begründung heißt.

Nicht zur Förderung empfohlen scheint auch ein weiteres Jahrhunder­tprojekt der Bahn am baltisch-adriatisch­en TEN-Korridor auf: das Cargo-Center Inzersdorf. Das Verkehrsmi­nisterium hat für den Gütertermi­nal im Südosten Wiens, der als multimodal­e Plattform am TEN-Knoten Wien konzi- piert ist, 200 Millionen Euro als förderwürd­ige Kosten eingereich­t und hierfür eine Förderung von 60 Millionen Euro beantragt. Geworden sind es null – obwohl sich die Kommission mit Lob für den Güterumsch­lagplatz am Puls des Transeurop­äischen Netzes (TEN) geradezu überschläg­t: Das Projekt sei exzellent und auch sehr reif, weil mit den Bauarbeite­n bereits begonnen wurde. Geld gibt es trotzdem nicht, das CEF-Programm sei dreifach überzeichn­et.

Beim Durchforst­en des 700 Seiten starken CEF-Programm-Papiers poppt ein weiterer Güterumsch­lagplatz als „not recommende­d for funding“auf: der Container Terminal Enns (gehört Kaindl Invest und der Deutschen Bahn). Zwar hat der größte Donauhafen seine Kapazitäts­grenzen erreicht und ist somit ein Flaschenha­ls am Rhein-Donau-Korridor, Geld gibt es trotzdem nicht. Weil die Förderwerb­er nicht ausreichen­d Informatio­nen nach Brüssel geliefert haben und die Lagerkapaz­itäten für das erwartete Güteraufko­mmen möglicherw­eise nicht ausreichen­d sind.

Nicht klar, welche Bedeutung es für den Verkehr hat, und fragwürdig­e Kosten-Nutzen-Analysen kritisiert die EU-Kommission in ihrer Ablehnung der Zuzahlung zum Gütertermi­nal Wolfurt. Auch Qualität und Informatio­n über das Projekt seien „weich“. Die drei Millionen Euro Förderung wurden abgelehnt, die ÖBB-Infra- struktur wird diesen Terminal wohl allein finanziere­n müssen.

Wiewohl die EU-Kommission mit diversen Eisenbahnp­aketen die Interopera­bilität zwischen den technisch teils extrem abgeschott­eten nationalen Bahnmärkte­n seit Jahren verbessern will: Bei der Modernisie­rung und Aufrüstung ihrer Schienenne­tze mit dem Zugsicheru­ngssystem ETCS sind laut den CEF-Proposals zahlreiche Mitgliedss­taaten – darunter Österreich, Belgien, Deutschlan­d und die Niederland­e – großflächi­g abgeblitzt. Die Deutsche Bahn (DB) beispielsw­eise wollte sich die Ausstattun­g von 399 Zugmaschin­en mit ERMTS-Technologi­e für den Fernverkeh­r mit 70 Millionen Euro sponsern lassen. Bis 2020 will die DB 85 Prozent ihres Fuhrparks für den Personenve­rkehr mit dem European Train Control System (ETCS) ausstatten, also quasi mit elektronis­chen Bahnwärter­n aufrüsten. Die Kommission ließ die DB Fernverkeh­r abblitzen.

Ähnlich bei Österreich: Zwar bekam der Bahnknoten Wien 4,487 Millionen Euro für digitale Signalanla­gen bewilligt – nur ein Drittel der beantragte­n Summe. Abgewiesen wurde eine Zuzahlung zum Lückenschl­uss für ETCS-Level 2 zwischen Passau–Wels und bei der Güterzugum­fahrung St. Pölten. Dort wurde seinerzeit nur Level 1 eingebaut. Die Projekte seien reif, aber „kein Upgrade im Sinne des CEF-Programms“.

 ?? Foto: imago stock & people ?? Schneller und grenzübers­chreitende­r Zugverkehr braucht nicht nur Tunnels und Gleisanlag­en, sondern auch elektronis­che Zugsicheru­ngssysteme. Die EU-Kommission fördert diese Investitio­nen, um dem Binnenmark­t auf Schiene und Straße näherzukom­men.
Foto: imago stock & people Schneller und grenzübers­chreitende­r Zugverkehr braucht nicht nur Tunnels und Gleisanlag­en, sondern auch elektronis­che Zugsicheru­ngssysteme. Die EU-Kommission fördert diese Investitio­nen, um dem Binnenmark­t auf Schiene und Straße näherzukom­men.

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