Blumensträuße sind willkommen
Im Porträt: Kareen Schmid, Expertin für Gemälde Alter Meister im Auktionshaus „im Kinsky“
Ein unterhaltsames Histörchen aus dem Berufsalltag einer Expertin für Alte Meister? Kareen Schmid, Leiterin dieser Sparte beim Auktionshaus „im Kinsky“, hätte deren mit Sicherheit mehrere parat. Der branchenspezifischen Diskretion wegen ist die Mehrheit jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wenigstens eine beispielhafte Episode?
Die 34-Jährige überlegt. Nun, vor einiger Zeit wurde eine ältere Dame mit einem kleinen, liebevoll in einen alten Polsterbezug gewickelten Gemälde vorstellig. Sie wisse nicht, ob es überhaupt von Wert sei, von ihrem Vater hätte sie es geerbt.
Beim Auspacken kam eine gelbbräunlich schimmernde Holztafel zum Vorschein. Tja, ihr mittlerweile verstorbener Mann hätte zwei Jahrzehnte lang genau unter diesem Bild im Fauteuil seine tägliche Pfeife genossen. Die Nikotin- schicht sollte angesichts der Rechercheergebnisse nicht von Belang sein. Im Werkverzeichnis des holländischen Meisters Jan van Goyen war das Bild mit „Besitz unbekannt“angeführt.
Eine Herausforderung
Ungeachtet des verschmutzten Zustands war die kleinformatige Szenerie einem Käufer bei der Auktion dann 35.000 Euro wert. Die Freude der alten Dame über diesen Geldsegen, erzählt Schmid, war überdurchschnittlich, der Dank in Form von Blumen, Bonbonniere und Parfum ebenso.
Architektin, das war der erste Berufswunsch in den Kindertagen. Stattdessen studierte die gebürtige Deutsche in Stuttgart Betriebswirtschaft, Geschichte und Kunstgeschichte. Es folgten Praktika in der Auktionsbranche, zuerst bei Van Ham in Köln, später bei Sotheby’s in Wien und im Department 19th Century in London. Im Herbst 2006 stieß sie als Mitarbeiterin der Gemälde-Abteilung zum KinskyTeam. Kurz darauf übertrug ihr die Geschäftsführung den Aufbau der bis dahin nicht separat geführten Altmeister-Sparte.
Eine Herausforderung, zumal das Dorotheum den lokalen Markt bis heute dominiert. Es habe einige Zeit gedauert, bis sie in der Branche wahrgenommen wurde, gesteht Schmid ein. Ihre „Waffen“? Beharrlichkeit und sowohl Faszi- nation als auch Spaß an ihrer Arbeit. Sie lohnten, mit jeder der zwei großen Auktionen jährlich wuchs und wächst die Zahl der Klienten.
Dazu gehören zwischenzeitlich auch renommierte internationale Kunsthändler, die sich Besonderheiten aus dem Auktionsangebot fischen, um ihren Warenbestand aufzustocken. Bei der Tefaf in Maastricht gab es heuer insofern ein Wiedersehen mit dem einst in Wien beheimateten Mumienporträt einer jungen Dame (Charles Ede, 500.000 Euro) oder mit einem Blumenstück Jan Brueghels d. Ä. (Richard Green, 4,8 Mio. Euro). Dass es mit einem prächtigen Blumenstrauß Jan Brueghels d. J., der jüngst für 2,6 Millionen Euro den Besitzer wechselte, nun einer ihrer Schützlinge an die Spitze des heimischen Halbjahresrankings geschafft hat, erfüllt sie durchaus mit Stolz. (kron)