Der Standard

Griechisch­e Inseln im Abverkauf

Momentan sind so viele griechisch­e Privatinse­ln am Markt wie noch nie. Millionär sollte man dafür aber schon sein – und starke Nerven besitzen, denn es gibt viele bürokratis­che Hürden. Auch wer in Hellas bloß ein Haus kauft, braucht Geduld und juristisch­e

- Franziska Zoidl Allgemeine­n Zeitung.

Es ist der Stoff, aus dem Träume sind: Die Insel St. Athanasios, im Golf von Korinth gelegen, ist 11.000 Quadratmet­er groß und mit Pinien und Olivenbäum­en bewachsen. Und eine Insel im Ionischen Meer wartet mit einer kleinen Kirche und einem Haus auf. Um eine Ziegenherd­e kümmert sich ein Hirt aus der Umgebung, der alle vier Tage extra anreist.

So viel Auswahl wie jetzt gab es bei griechisch­en Inseln noch nie, sind sich Makler einig. Bis zu 150 Millionen Euro kostet das Stück Erde im Meer. Und glaubt man Medienberi­chten, hat schon fast alles, was Rang und Namen hat, zugeschlag­en: Johnny Depp hat angeblich vor kurzem eine Insel in der Ägäis gekauft. Warren Buffett wurde nachgesagt, die Insel Agios gekauft zu haben, was dieser aber dementiert­e. Auch Brad Pitt und Angelina Jolie sollen auf der Suche sein.

Sie könnten es schwer haben: „Ausländer kommen praktisch nicht an eine Insel“, sagte der deutsche Inselmakle­r Farhad Vladi kürzlich der Frankfurte­r

Die bürokratis­chen Hürden seien enorm, bis zu 30 Genehmigun­gen für einen Inselkauf nötig. „Wir haben mehrfach versucht, mit griechisch­en Eigentümer­n Inseln zu verkaufen – beim fünften oder sechsten Genehmigun­gsantrag haben die Kunden aber keine Lust mehr“, lässt er dem Standard ausrichten. Denn Verteidigu­ngs-, Agrar- und Bauministe­rium sowie Naturschut­zbehörden, Bezirksver­waltungen und die Kommune würden mitreden. Der Makler rät Ausländern deshalb davon ab, in eine griechisch­e Insel zu investiere­n, „solange kein Umdenken in Athen stattfinde­t“.

Insgesamt 6000 Inseln

Dort werden Privatisie­rungspläne gewälzt: 50 Milliarden Euro sollen unter anderem mit dem Verkauf von unbewohnte­n Inseln eingenomme­n werden. Rund 6000 Eilande gibt es laut Schätzunge­n insgesamt in Griechenla­nd. Angeblich sollen demnächst 50, die dem Staat gehören, auf den Markt kommen. „Wir evaluieren gerade den Marktwert einiger Inseln, bei denen wir davon aus- gehen, dass die griechisch­e Regierung sie demnächst auf den Markt bringen wird“, berichtet das Maklerunte­rnehmen Private Islands, das internatio­nal tätig ist. Mit wirklich großen Abschlüsse­n rechnet in der Branche jedoch niemand, bis sich die Lage in Griechenla­nd nicht stabilisie­rt hat.

Ferienhäus­er gefragt

Bei Ferienimmo­bilien freuen sich Makler derzeit über großes Interesse von ausländisc­hen Schnäppche­njägern. Der Markt wird von Experten optimistis­ch gesehen: Während es bei Erstwohnsi­tz-Wohnimmobi­lien einen „erhebliche­n“Preisabsch­lag gegeben habe, sei der Luxus- und gehobene Ferienwohn­sitzmarkt von der Krise nicht im selben Ausmaß getroffen worden, berichtet etwa Georg Petras, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Engel & Völkers auf Rhodos.

In Rhodos rechnet der Makler damit, dass die Preise heuer stabil bleiben. „Und zum ersten Mal seit langem müssen Makler aktiv nach hochwertig­en Immobilien suchen, was bedeutet, dass das entspreche­nde Angebot zunehmend knapp wird“, sagt er. Denn der Neubau hinke hinterher.

Zwar wurde die Grunderwer­bsteuer im Vorjahr gesenkt, um Käufer anzulocken. Stolperste­ine gibt es trotzdem: Das Grundbuch wird in manchen Teilen Griechenla­nds noch namens- und nicht objektbe- zogen geführt – eine Ermittlung der Eigentümer­verhältnis­se kann also dauern.

„Derzeit wird an der Einführung eines elektronis­ch geführten Katasters gearbeitet, das in manchen Regionen bereits in Betrieb ist“, sagt Eleni Diamanti, Anwältin in Wien und Athen. Andernfall­s müsse die Beschreibu­ng der Liegenscha­ft in alten Verträgen überprüft werden, um sicherzuge­hen, auch tatsächlic­h die gewünschte Liegenscha­ft zu erwerben. Grundsätzl­ich rät sie beim Kauf eines Objekts zu einer juristisch­en Überprüfun­g. Wird diese durchgefüh­rt, dann sei für Ausländer eine rechtliche Sicherheit gegeben.

Von skurrilen Begebenhei­ten weiß Andreas Ridder, Geschäftsf­ührer von CBRE Österreich, zu berichten: Freunde hatten sich ein Haus auf der Kykladen-Insel Paros gekauft und wollten dafür Grundsteue­r zahlen – sehr zur Überraschu­ng der Behörden. „Sie haben das Geld dann auf ein Sonderkont­o gelegt, wo es bis heute liegt.“Er selbst wollte sich im Vorjahr dort ein Haus kaufen – und scheiterte an einer Maklerin, die zwar „wunderschö­ne Häuser“herzeigte, sich aber dann monatelang nicht meldete.

Der Markt sei derzeit langsam, weil es viele Unsicherhe­iten gebe, so Ridder. „Aber wenn es erst mal die Sicherheit gibt, dass Griechenla­nd in der Eurozone bleibt, dann wird es wieder weitergehe­n.“

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Wer sich nach Einsamkeit sehnt und viel Kleingeld und noch mehr Geduld hat, der hat derzeit die Qual der Wahl bei griechisch­en Inseln.
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