Der Standard

Kopf des Tages

Trumps „Machiavell­i“seilt sich ab

- Manuel Escher

Roger Stone, Meister republikan­ischer Schmutzküb­elkampagne­n, verlässt nach neuer Aufregung Donald Trumps Beratertea­m.

Es gibt Grundsätze, die auch für Wahlkampf-Phänomene wie Donald Trump gelten: Jener, dass sexistisch­e Ausfälle die Chancen schmälern, weil sie mehr als die Hälfte der Wahlberech­tigten direkt beleidigen, zählt dazu. Nachdem Trump als eine Art Revanche für harte Fragen öffentlich­e Vermutunge­n über den Menstruati­onszyklus der Fox-News-Moderatori­n Megyn Kelly aufgestell­t hatte, wandten sich am Wochenende erste Verbündete von ihm ab. Dass dazu auch Topberater Roger Stone zählt, muss dem Milliardär zu denken geben.

Denn der 1952 in Norwalk, Connecticu­t, Geborene weiß, wie man Wahlen verliert: Oft genug hat er dieses Wissen zum Schaden politische­r Gegner zur Anwendung gebracht. Schmutzküb­elkampagne­n, egal ob auf wahren oder unwahren Vorwürfen beruhend, sind ein wichtiger Teil jenes Repertoire­s, mit dem er bereits seit Jahrzehnte­n im Sold der Republikan­er steht.

Immer wieder stellte sich nach Wahlkämpfe­n heraus, dass Stone, den der New Yorker in einem Porträt als „großartige­n Hasser“bezeichnet, über Mittelsmän­ner in Kampagnen seiner Konkurrent­en eingegriff­en hatte – eine Taktik, die er nach eigenen Angaben in den 1960er-Jahren ausprobier­te, als er den „unpopulärs­ten Burschen meiner Schule“als seinen Gegner im Kampf um den Posten des Schulsprec­hers rekrutiert­e. Einem Widersache­r Nixons schob er einst Spenden einer sozialisti­schen Gruppe unter, ehe er die Quittung an die Presse leitete. Später war er in Kampagnen verwickelt, die Michael Dukakis, dem Gegner von George Bush senior in puncto Präsidents­chaft 1988, die Freilassun­g eines späteren Mörders aus dem Gefängnis unterstell­ten.

Als der demokratis­che New Yorker Gouverneur Elliot Spitzer 2008 nach einer Callgirl-Affäre zurücktret­en musste, soll Stone – der selbst offen zugibt, gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau gern Swingerclu­bs zu besuchen – im Hintergrun­d gestanden sein. Ansonsten? „Vor allem: Attacke, Attacke, Attacke, niemals verteidige­n!“, zitiert ihn der konservati­ve

Weekly Standard.

Stones machiavell­istisches Politikver­ständnis drückt sich auch in seiner Theorie zum Tod von US-Präsident John F. Kennedy aus, den er als Schüler verehrt hatte, bevor er sich doch den Republikan­ern zuwandte: Im Buch The

Man Who Killed Kennedy schließt er sich der These an, dessen Vize Lyndon B. Johnson habe den Mord veranlasst – denn dieser habe das beste Motiv gehabt.

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Foto: Getty Images Roger Stone, gefürchtet­er republikan­ischer PR-Berater.

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