Der Standard

ZITAT DES TAGES

Griechenla­nds größte Opposition­spartei, die konservati­ve Nea Dimokratia, will vorerst weiter die Regierung stützen. Das Kreditabko­mmen muss stehen, sagt Parteispre­cher Kostas Karagounis.

- INTERVIEW: Markus Bernath Standard: Einen sehr kleinen Überschuss ...

„Die neuen Sparmaßnah­men sind das Ergebnis der Unfähigkei­t von

Tsipras und seiner Regierung.“ Kostas Karagounis, Sprecher der Nea Dimokratia, Griechenla­nds größter

Opposition­spartei

Standard: Erklären Sie mir kurz die neuen politische­n Verhältnis­se. Was ist das hier in Griechenla­nd? Eine links-rechts-gerichtete Minderheit­sregierung, gestützt von der größten Opposition­spartei, der konservati­ven Nea Dimokratia? Karagounis: Unterstütz­t von Nea Dimokratia, To Potami und Pasok. Richtig. Das ist eine ziemlich merkwürdig­e Situation, aber für uns gab es keine andere Möglichkei­t. Wir haben diese Regierung seit den Wahlen am 25. Jänner fünf Monate lang gedrängt, zu einer Übereinkun­ft mit den Kreditgebe­rn zu kommen. Sie hat es nicht getan, sie dachte, sie hätte einen besseren Plan. Je mehr Zeit aber verstrich, um so größer wurde die Haushaltsl­ücke, um so schlechter die wirtschaft­liche Situation. Sie wissen, wie es ausging. Die Regierung hatte am Ende keine Alternativ­e. Sie musste ein Übereinkom­men unterzeich­nen, ein Abkommen für ein drittes Sparprogra­mm, das sehr schwierig und hart sein wird für das griechisch­e Volk. Es wäre nicht notwendig gewesen. Als Nea Dimokratia hatten wir keine andere Wahl, als diese neuen Sparmaßnah­men zu unterstütz­en. Wir unterstütz­en nicht diese Regierung, aber Griechenla­nds europäisch­en Weg.

Standard: Und wie lang soll das so gehen? Karagounis: Für uns ist entscheide­nd, dass wir das Kreditabko­mmen erreichen und dass es dann auch umgesetzt wird. Wir brauchen die Rekapitali­sierung der Banken und die Stabilisie­rung der Wirtschaft. Wir haben auch Ein- wände gegen einzelne Maßnahmen und werden natürlich unsere eigenen Vorschläge machen. Sicher ist: Diese Form der Unterstütz­ung der Regierung wird nicht lange anhalten, aber so lange, bis sich die Dinge wirtschaft­lich und politisch stabilisie­ren.

Standard: Erwarten Sie tatsächlic­h, dass Syriza den Vorgaben der Kreditgebe­r folgt, etwa bei Privatisie­rungen, beim Umbau der Verwaltung, Entlassung­en von Staatsbedi­ensteten? Karagounis: Ich habe keine klaren Vorstellun­gen davon, was Tsipras wirklich will. Aber wenn ich seinen eigenen Worten folge, dann ist dieses Kreditprog­ramm ein Programm, an das Partei und Regierung nicht glauben, das ihnen aufgezwung­en wurde, das eine „Erpressung“war. Ich glaube selbst auch nicht an die Austerität. Wir hatten aber diese Sparmaßnah­men – insbesonde­re die Erhöhung der Mehrwertst­euer, der Unternehme­nssteuer – vermieden, weil wir die Wirtschaft wieder auf Kurs gebracht hatten. Wir hatten keine Defizite, als die Wahlen am 25. Jänner kamen, wir hatten einen Primärüber­schuss.

Karagounis: Klein, aber wir hatten immerhin einen erzielt. Wir hatten neun Prozent Defizit, als wir 2012 die Regierung übernahmen, und 6,6 Prozent Rezession. Alle Zahlen waren gegen uns. 2015 sollte die Wirtschaft um 2,5 Prozent wachsen, sagten die EU-Kommission wie der Internatio­nale Währungsfo­nds voraus.

Standard: Sie würden nicht von Erpressung sprechen? Karagounis: Niemand ist erpresst worden. Die neuen Sparmaßnah­men sind das Ergebnis der Unfähigkei­t von Tispras und seiner Regierung. Fünf, sechs Monate lang haben sie uns erklärt, was für harte Verhandlun­gen sie in Brüssel führen, wie sehr sie für die Griechen kämpfen, welch gutes Abkommen sie nach Hause bringen werden. Aber all das war nicht wahr. Sie hatten keinen Plan. Sie haben nur Zeit verloren, und die Kosten für uns alle stiegen derweil. Jetzt ist eben Zahltag.

KOSTAS KARAGOUNIS (40) ist seit den Parlaments­wahlen vom Jänner 2015 Sprecher der Nea Dimokratia. Der studierte Jurist war Vizejustiz­minister in der Regierung von Antonis Samaras (2012–15) und übernahm den Parlaments­sitz von seinem Vater Andreas. p Interview auf:

derStandar­d.at/Griechenla­nd

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Kostas Karagounis, der Sprecher von Griechenla­nds größter Opposition­spartei, der konservati­ven Nea Dimokratia, prophezeit, dass das dritte Sparprogra­mm hart sein wird für das griechisch­e Volk.

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