Auslaufmodell Kur
Hauptverbandschef gegen „Quasiurlaub“– Ärztepräsident kritisiert Generalverdacht
Peter McDonald, Vorsitzender des Hauptverbands, hält die Kur an sich für nicht mehr zeitgemäß.
Wien – Sie leitet sich vom Lateinischen „cura“ab, was so viel heißt wie Sorge, Fürsorge oder Pflege. Die Kur. Für den Geschmack des Vorsitzenden des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Peter McDonald, enthält sie heute jedoch etwas zu viel Fürsorglichkeit und mutet eher wie ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert an: „Dieses Konzept der alten Kur ist sicher nicht mehr zeitgemäß“, sagt er im neuen Profil.
Darum solle dieses System modernisiert werden: „ Wir wollen das Konzept Kur wegbringen vom subventionierten Quasiurlaub. Wir wollen weg vom alten Kurgedanken der Adelszeit und hin zu stärkerer Gesundheitsvorsorge.“Eine Kur koste 1900 Euro, diese „Investition für die Versichertengemeinschaft“müsse sich lohnen.
Der Hauptverbandschef kritisierte die Vollkaskomentalität der Österreicher im Gesundheitsbereich, lehnt aber laut Presse Sanktionen für ungesundes Leben ab. Er sei „ganz klar gegen eine Strafund Bevormundungsgesellschaft“sowie gegen Schnitzelverbot und Fastfood-Steuern, „aber ich bin klar dafür, dem Einzelnen mehr zu vermitteln, dass jeder selbst den ersten Beitrag für seine Gesundheit leistet“, sagte McDonald.
„Legitime“Streikdrohung
Gegen Bevormundung anderer Art wehren sich indes die Ärztinnen und Ärzte. Kammerpräsident Artur Wechselberger kündigt Protestmaßnahmen gegen die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen gegen Sozialbetrug im Gesundheitswesen an. Man werde die Bevölkerung informieren, dass der Staat Patientinnen und Patienten beim Arzt zur Ausweisleistung auffordere – und das in einem Land, in dem es keine Verpflichtung gebe, einen Ausweis mit sich zu führen. Um E-Card-Missbrauch zu verhindern, ist ab 1. Jänner 2016 in Spitalsambulanzen und bei niedergelassenen Ärzten für ihnen nicht bekannte Patienten Ausweispflicht vorgesehen. Außerdem werden zur Überprüfung ärztlicher Leistungsverrechnungen Testpatienten (MysteryShopper) in Praxen geschickt. Damit würden aber alle Ärzte und die gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht gestellt, kritisiert Wechselberger, der Protest bis hin zu Ärztestreiks für grundsätzlich „legitim“hält. (nim, APA)