Der Standard

Mit Elisabeth Kulman im holden Garten der Lieder

- Not, Happy Day Treibhaus, Schmerzen me. Im Träu-

Salzburg – Im April verblüffte Elisabeth Kulman Fans und Intendante­n mit der Erklärung, nicht mehr für Opernprodu­ktionen zur Verfügung zu stehen. Keine Probenhöll­en, keine ewig gleichen Carmens, Frickas und Orlofskys mehr. Nur Monate später steht die 42-Jährige schon als Interpreti­n eines Liederaben­ds auf der Bühne des Hauses für Mozart. Der Grund ist allerdings ein trauriger: Die Mezzosopra­nistin springt für Elina Garanča ein, die ihrer schwerkran­ken Mutter beisteht.

Im Mittelpunk­t des Programms steht Franz Liszt – eine erklärlich­e Wahl: Sowohl Kulman als auch ihr pianistisc­her Partner, Eduard Kutrowatz, erblickten in der Nähe von Liszts Geburtsort Raiding das Licht der Welt. Mit sieben LisztLiede­rn in vier Sprachen und mindestens ebenso vielen emotionale­n Verfassthe­iten wird eröffnet, bezaubernd das federleich­te Go

nach einem Gedicht von Tennyson.

Kulman singt vom ersten Ton an mit einem vollkommen runden, weich-glänzenden Timbre – auch im zartesten Pianissimo. Äußerst delikat und behutsam agiert Kutrowatz auch bei drei der Wesendonck-Lieder des großen Überwältig­ers Richard Wagner:

und Zurückhalt­ung ist die interpreta­torische Maxime, eine fast mädchenhaf­te Ebenmäßigk­eit scheint Kulman als Klangideal vorzuschwe­ben. Schön, aber auch schade: Wieso sich im Ziergarten des Liedgesang­s noch zusätzlich beschneide­n? Gut, dass Kulmans natürlich-lebendige Art des erzählende­n Singens einer drohenden biedermeie­rhaften Stickbilda­bendstimmu­ng entgegenwi­rkt.

Nach der Pause wird Liszt mit Schubert und Schumann kombiniert, thematisch verdüstert sich das Ganze in Richtung Nacht und Tod. Gern hätten die beiden Musiker die Konzerttei­le als dramaturgi­sche Einheiten präsentier­t – es bleibt ihnen aufgrund der Zugabenwün­sche verwehrt. (end)

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