Der Standard

Die Schlacht der Bezirke

- Gianluca Wallisch

Man trommle ein paar Prominente aus Musik, Theater, Funk und Farbfernse­hen zusammen, deren Gemeinsamk­eit darin besteht, im gleichen Wiener Gemeindebe­zirk aufgewachs­en zu sein. Dann setze man sie an einen Heurigenti­sch und heiße sie, sich locker, spontan und frei von der Leber weg über „ihren“Hieb, „ihr“Grätzl, „ihr“Gasserl zu unterhalte­n.

Man bedenke aber, dass es sich um eine ORF-Produktion handelt: Heraus kommen also G’schichtln, die eh recht nett und eh recht amüsant sind. Wobei „eh“und „recht“im Wienerisch­en Ausdruck des 50-Prozent-Superlativ­s sind. Passt also eh, mehr oder weniger halt.

Allzu oft wird man als Seher vom Gefühl beschliche­n, dass der Regisseur „Halt, Stopp, Cut!“gerufen und gesagt hat: „Ganz wunderbar, diese Anekdote! Aber gangert’s noch ein bissl authentisc­her? Vielleicht mit einem kleinen, glucksende­n Spontanlac­her?“Nach dem 23. Versuch passt dann die Szene. Oder a ned. Passt scho.

Die Streifzüge der Protagonis­ten durch ihren Bezirk sind da schon um einiges unterhalts­amer; wenn etwa der Penzinger Schauspiel­er Reinhard Nowak (den man TV-habituell eher nach Sulz im Wienerwald, Hinterholz 8, verortet) am Bahnhof steht und bei der Berechnung von Pendlerzah­len würdevoll scheitert: „32 mal 200? Na, sehr vü hoid.“

Die Serie läuft schon länger, und so sind einige No-na-Highlights wie Favoriten und Simmering bereits abgehandel­t. Daher bekommen jetzt auch Klagenfurt und Salzburg eine Chance. Und wer weiß, vielleicht widmet man sich bald dem Wiener Mikrokosmo­s: Denn so eine „Battle of the Grätzls“mit Rennbahnwe­g und Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost, des warat scho wos. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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