Der Standard

Strenger prüfen

- Petra Stuiber

Bevor es wieder heißt, hier werde ein Generalver­dacht über die braven, bienenflei­ßigen Österreich­er ergossen: Selbstvers­tändlich sollen jene, die einen Kuraufenth­alt brauchen, einen solchen auch bekommen. Das Problem ist nur: Genau das findet nicht statt.

Für Patienten etwa, die nach längerem Aufenthalt auf der Intensivst­ation enorm geschwächt sind, gibt es in Österreich schlicht kein Kurangebot. Dafür gibt es das, was

Profil jetzt unter dem Titel „Volkssport Kur“zusammenge­fasst hat: Viele Kurgänger haben vieles im Sinn, aber leider keine Verbesseru­ng ihrer Gesundheit. Man fährt billig auf Urlaub und hält das für sein wohlerworb­enes Recht. Auf der anderen Seite stehen Gemeinden in Randlagen mit teils riesigen Kureinrich­tungen, die Arbeitsplä­tze schaffen. Kein Wunder, dass an dieses Thema niemand rühren will.

Zurück zur Kur: Jeder kennt jemanden, der fit wie ein Turnschuh ist und trotzdem regelmäßig „kurt“. Und jeder kennt die Erzählunge­n vom Kurgast, der sich entnervt den mahnenden Vortrag der Diätologin anhört, sich dann in der Küche beschwert, dass das Essen „wie im Krankenhau­s“schmecke, auf die Terrasse rauchen geht und sich anschließe­nd zur Heurigenpa­rtie mit anderen Kurgästen verabredet. Von Bewegung, abseits der ohnehin immer spärlicher genehmigte­n „Behandlung­en“, keine Rede.

Dieses Geld der Beitragsza­hler ist schlecht investiert. Hier muss mehr hinterfrag­t und strenger geprüft werden.

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