Nicht raunzen
„Eine medizinische Maßnahme zur Erhaltung und Festigung der Gesundheit beziehungsweise zur Linderung von chronischen Leidenszuständen.“Das ist laut Gesundheitsministerium die Definition von Kur. Hört sich eigentlich recht vernünftig an. Trotzdem will Peter McDonald, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, die Kur-Kriterien ändern. Was hier in Wahrheit – bewusst oder unbewusst – angestoßen wird, ist eine Debatte über Sozialschmarotzertum: Leute, die es gar nicht notwendig hätten, liegen uns allen auf der Tasche, lautet der Vorwurf zwischen den Zeilen.
Ebenso populistisch könnte man freilich entgegnen, dass Versicherungen immer raunzen, wenn es an die Einlösung von vereinbarten Leistungen geht. Durchschnittlich 1900 Euro für eine dreiwöchige Kur mögen kein Pappenstiel sein. Aber es ist nur ein Bruchteil davon, was die Kurgäste, meist ältere Semester, ohnehin schon in die Gemeinschaftskasse eingezahlt haben.
Wer Kur mit Urlaub vergleicht, sollte bedenken: Nicht jeder kann sich regelmäßige Besuche in der Wellnessoase leisten. Und im Gegensatz zum fakultativen Mitmachprogramm im All-inclusive-Freizeitpark ist ein Kur-Stundenplan kein Spaß. Wer jemals gesehen hat, wie sehr sich Lungengeschädigte bei der Festigung ihrer verbliebenen Gesundheit plagen, kann die Sinnhaftigkeit einer Kur nicht infrage stellen.