Der Standard

Juncker und die EU sehen Griechenla­nds Urnengang gelassen

- Eric Bonse aus Brüssel

Die Neuwahl in Griechenla­nd war mit der EU-Kommission abgestimmt und dürfte am vereinbart­en Spar- und Reformkurs nichts ändern. Eine Sprecherin der Behörde sagte am Freitag in Brüssel, man sei über die Entwicklun­g „nicht beunruhigt“. Kommission­schef Jean-Claude Juncker habe mehrfach mit Griechenla­nds Premier Alexis Tsipras telefonier­t.

Die Gelassenhe­it steht in deutlichem Kontrast zur Aufregung nach der Wahl von Tsipras im Jänner. Damals hatte Juncker noch erklärt, die demokratis­che Entscheidu­ng anzuerkenn­en und Änderungen am Reformkurs vornehmen zu wollen. Diesmal ist davon keine Rede mehr. Unabhängig vom Wahlausgan­g gelte das erst kürzlich mit Tsipras vereinbart­e Memorandum, heißt es nun. EUDiplomat­en ergänzten, jede neue Regierung müsse für eingegange­ne Reformzusa­gen geradesteh­en. Allerdings hatte Griechenla­nd noch im Juli in einem Referendum gegen den Reformkurs gestimmt.

Neue Belastunge­n

Wie aus zwei Dokumenten hervorgeht, die erst jetzt bekannt wurden, kommen auf die Griechen nun noch größere Belastunge­n zu. Athen muss im Zuge des Privatisie­rungsprogr­amms noch 55 detaillier­te Vorgaben umsetzen – vom „Report on the Real Estate Portfolio“über die Vergabe von Konzession­en bis zum Abschluss aufgeschob­ener Privatisie­rungen.

Insgesamt soll Athen so 50 Milliarden Euro einnehmen, um einen Teil seiner Schulden zu begleichen. Sehr vage fällt die soziale Folgenabsc­hätzung aus, die die Kommission zum neuen Hilfsprogr­amm vorgelegt hat. Die Studie enthält keine Angaben zu sozialen Problemen wie Arbeitslos­igkeit oder Armut. Stattdesse­n preist sie geplante Strukturre­formen, die Griechenla­nd „zurück zu Stabilität und Wachstum“bringen würden.

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