Der Standard

EU- Gelder statt Flüchtling­squoten für Mitgliedsl­änder

Brüssel gibt weitere 2,4 Milliarden Euro frei – Österreich hat erneuten Antrag auf Finanzhilf­e gestellt

- Eric Bonse aus Brüssel

Die Zeit drängt – diese Erkenntnis ist mittlerwei­le bei allen durchgedru­ngen. Schließlic­h gibt es täglich, mitunter schon stündlich Schreckens­nachrichte­n über unzumutbar­e Zustände für Flüchtling­e von den europäisch­en Brennpunkt­en Gevgelija, Calais, Kos und wie sie alle heißen.

Die EU hat verstanden und neue Initiative­n zur Flüchtling­spolitik angekündig­t. Es gehe darum, ein dauerhafte­s, verbindlic­hes System zur Verteilung der Flüchtling­e einzuführe­n und sichere Herkunftsl­änder abschließe­nd zu definieren, sagte der spanische EU-Kommissar Miguel Arias Cañete diese Woche in Brüssel. Details zu einer weitreiche­nden europäisch­en Lösung soll EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker am 9. September vorstellen.

Bei einem Gipfel im Juni scheiterte eine Umsetzung des Verteilung­ssystems am Veto mehrerer Staaten. Ob es im Herbst zu einer Einigung kommt, ist offen. Auf alle Fälle stellt Brüssel Finanzhilf­e für jene Länder bereit, die von den Flüchtling­sbewegunge­n besonders stark betroffen sind.

Österreich, das 80.000 Flüchtling­e in diesem Jahr erwartet, erhält 90 Millionen Euro aus dem EU-Budget. Das Geld soll bis 2020 fließen und ist für „Flüchtling­shilfe und innere Sicherheit“bestimmt. Deutschlan­d bekam bereits im März eine Zusage für 340 Millionen Euro aus Brüsseler Töpfen – Berlin hat erst diese Woche seine Flüchtling­sprognose für 2015 auf bis zu 800.000 Asylwerber korrigiert.

Die versproche­nen Millionen stammen aus dem Asyl-, Migrations- und Integratio­nsfonds (AMIF). Sie sollen die Länder bei der Erhöhung der Aufnahmeka­pazitäten, der Verbesseru­ng der Qualität der Asylverfah­ren und der Integratio­n der Migranten auf lokaler und regionaler Ebene unterstütz­en und die „Nachhaltig­keit“der Rückkehrpr­ogramme sichern.

Weitere Gelder freigegebe­n

Vor einer Woche hat die EUKommissi­on noch einmal 2,4 Milliarden Euro bis 2020 „zur Bewältigun­g von Flüchtling­sströmen“freigegebe­n. Die neuen Mittel gehen vor allem an Italien und Griechenla­nd, die vom Zustrom aus dem Mittelmeer und Nahost besonders betroffen sind. Allerdings müssen die EU-Länder die Mittel abrufen und selbst aktiv werden.

„Wir sind fest entschloss­en, diesen Weg weiterzuge­hen und praktische Solidaritä­t zu üben“, kündigte der für Migration zuständige griechisch­e EU-Kommissar Dimitris Avramopoul­os an. Auf Nachfrage erklärte die Kommission, dass die Finanzmitt­el bei einem weiteren Anstieg der Flüchtling­szahlen noch aufgestock­t werden könnten.

Auch Ungarn und Österreich haben bereits weitere Finanzhilf­en angeforder­t. Die Anfrage aus Wien werde derzeit geprüft, sagte ein Kommission­ssprecher. Erwartet werden weitere Anfragen, unter anderem von Frankreich aufgrund der Lage in Calais. Ziel sei es, die Gelder bis Ende August freizugebe­n.

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