Nächste Hürde auf der Westbalkanroute
Nach Ausrufen des Ausnahmezustands in Mazedonien setzten Sicherheitskräfte Tränengas gegen Flüchtlinge ein. Mehrere Menschen wurden verletzt. Auf Kos wurde der Verteidigungsminister mit Eiern beworfen und ein Militäreinsatz gegen Migranten gefordert.
Gevgelija/Kos – Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und von dort in andere Teile der EU – 102.342 Menschen zählte die EU-Grenzschutzagentur Frontex, die von Jänner bis Juli 2015 über die sogenannte Westbalkanroute nach Europa geflohen sind. Damit hat dieser Weg das Mittelmeer als Hauptflüchtlingsroute abgelöst.
Mangels einer weitreichenden europäischen Lösung (siehe Artikel unten) versuchen die Länder auf der Westbalkanroute nun, die Flüchtlingsbewegungen mittels Grenzschließungen zu stoppen. Ungarn ist dabei, seinen 175 Kilometer langen Zaun an der Grenze zu Serbien fertigzubauen. Und am Donnerstag hat Mazedonien den regionalen Ausnahmezustand erklärt, um den tausenden Flüchtlingen, die von Griechenland aus ins Land drängen, notfalls auch mit militärischen Mitteln den Einlass zu verwehren.
Tränengas gegen Flüchtlinge
Bereits einen Tag später kam es zu einer Eskalation der Lage. An der Grenze nahe der mazedonischen Stadt Gevgelija und der griechischen Ortschaft Idomeni feuerten mazedonische Bereitschaftspolizisten Tränengaspatronen in Richtung der mehr als 3000 Flüchtlinge, die auf der griechischen Seite warteten – getrennt von einem Stacheldrahtzaun, der in der Nacht aufgestellt wurde. Ein Fotograf meldete zudem, dass die Beamten Blendgranaten eingesetzt hätten. Laut Ärzte ohne Grenzen wurden mehrere Flüchtlinge leicht verletzt.
Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR kritisierte die Grenzschließung Mazedoniens. „Diese Flüchtlinge sind auf der Suche nach Schutz und dürfen davon nicht abgehalten werden“, sagte Sprecherin Melissa Fleming.
Mazedonischen Medienberichten zufolge hat die Regierung am Freitag beschlossen, nur noch einer begrenzten Zahl von Flüchtlingen die Einreise zu erlauben. Kurze Zeit später konnten hunderte Flüchtlinge wieder die Grenze passieren.
Kos: Eierwürfe auf Minister
Weiter östlich auf der Westbalkanroute, auf der griechischen Insel Kos, wurde Verteidigungsminister Panos Kammenos am Freitag von aufgebrachten Bürgern mit Eiern und Wasserflaschen beworfen. 200 Einheimische protestierten, weil das Militär nicht eingesetzt werde, um die Flüchtlingsbewegungen von der Türkei aus zu stoppen. (red, Reuters)