Der Standard

Wien und Prag appelliere­n an Brüssel

Treffen der Außenminis­ter in Österreich stand im Zeichen der Asylpoliti­k

- Gerald Schubert

Linz/Wien – Die Flüchtling­spolitik zählte am Freitag zu den wichtigste­n Themen beim Treffen des österreich­ischen Außenminis­ters Sebastian Kurz mit seinem tschechisc­hen Amtskolleg­en Lubomír Zaorálek in Linz. An dem Gespräch nahmen auch die Landeshaup­tmänner Ober- und Niederöste­rreichs sowie Vertreter der an Österreich grenzenden Regionen Südböhmen, Südmähren und Vysočina teil.

In einer gemeinsame­n Erklärung erinnern beide Seiten an den Einmarsch der Warschauer-PaktTruppe­n in die Tschechosl­owakei und die Niederschl­agung des Prager Frühlings vor genau 47 Jahren, am 21. August 1968. Österreich habe damals seine Grenzen geöffnet und „zehntausen­den Tschechen und Slowaken ermöglicht, in Österreich Freiheit und eine neue Heimat zu finden“.

Hinsichtli­ch aktueller Flüchtling­sströme fordern Wien und Prag von der EU, sich im Kampf gegen Schlepper verstärkt auf die Westbalkan­route zu konzentrie­ren. Bezüglich eventuelle­r Quoten bekräftigt­e Zaorálek die Bereitscha­ft Tschechien­s, freiwillig 1500 Flüchtling­e aufzunehme­n. Prag hatte sich zuletzt jedoch vehement gegen verbindlic­he Flüchtling­squoten in der EU ausgesproc­hen.

Die Kontrovers­e um den Umgang mit Asylwerber­n ist in Tschechien zuletzt schärfer geworden. Präsident Miloš Zeman richtete sich mit Sätzen wie „Niemand hat Sie eingeladen“an Flüchtling­e, in Prag und Brünn gab es Proteste gegen die Aufnahme von Migranten. Tschechisc­he Wissenscha­fter warnten diese Woche vor wachsender Fremdenfei­ndlichkeit im Land.

Bilaterale Charmeoffe­nsive

Weitere Themen des Treffens waren etwa Verkehrs- und Energiepol­itik. Von besseren Straßenver­bindungen erhoffen sich Prag und Wien Impulse für die Wirtschaft. Auch eine Integratio­n des Gasmarkts ist ein zentraler Punkt in den bilaterale­n Beziehunge­n. Zu den Themen mit regionaler Bedeutung zählte am Freitag unter anderem die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit von Polizeiund Rettungsdi­ensten.

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Lubomír Zaorálek.
Foto: APA/EPA/Stringer Tschechien­s Außenminis­ter Lubomír Zaorálek.

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