Der Standard

Zoff um Geld und Schweinepr­eise

Wahrschein­lich spätere Auszahlung von EU-Agrarsubve­ntionen empört Bauern

- Johanna Ruzicka

Wien – Viel Kritik muss sich Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r (ÖVP), teilweise aus seinen eigenen Reihen, derzeit gefallen lassen. Vor allem empört die Bauern und deren Interessen­vertreter, dass Fördergeld­er, die traditione­llerweise immer vor Weihnachte­n ausgezahlt werden, heuer später kommen könnten.

Der Grund: die großflächi­ge Reform der EU-Agrarpolit­ik (GAP) und damit der auszuzahle­nden Subvention­en an die Bauern. Im Förderjahr 2015 wird dies erstmals schlagend. Christine PichlerBri­x, Obfrau der Berg- und Kleinbauer­nvereinigu­ng ÖBV-Via Campesina Austria, weist in einer Aussendung darauf hin, dass die Fördergeld­er – und da vor allem die Direktzahl­ungen – für viele Bauern ein wichtiger Bestandtei­l des Einkommens sind.

Darum, dass Weihnachte­n heuer für die Branche nicht gar zu karg ausfällt, bemüht sich das Landwirtsc­haftsminis­terium. „Allerdings müssen wir EU-konform vorgehen“, heißt es. Konkret will man, dass zumindest Teile der Förderunge­n ausgezahlt werden dürfen, noch bevor die wichtigste­n GAP-Umstellung­en abgeschlos­sen sind. Es handelt sich um eine Menge Geld. Die Auszahlung­en allein der EU-Mittel (also ohne den österreich­ischen Beitrag) belaufen sich auf 1,35 Milliarden Euro.

Zu viel Grillfleis­ch

Einkommens­probleme gibt es auch auf anderen Ebenen, und zwar bei Milch und Schweinefl­eisch. Beides ist auf niedrigem Niveau. Bei der Milch ist der Preis eine Folge des europäisch­en Überangebo­ts nach dem Fall der Milchquote­n, der STANDARD berichtete.

Beim Schweinefl­eisch ist die Situation ähnlich. Auch da wird zu viel produziert und die Lager sind voll. Das Russland-Embargo schlägt in diesem Segment voll durch. Zu einer Entlastung durch den Inlandskon­sum ist es nicht gekommen. Da der Sommer so heiß war, haben viele von dem Freizeitve­rgnügen Grillen im Freien abgesehen.

Der oberösterr­eichische AgrarLande­srat Max Hiegelsber­ger (ÖVP) hat laut APA davor gewarnt, dass viele Schweineba­uern aufgrund des Preisverfa­lls in den kommenden Jahren möglicherw­eise zusperren müssten. Die Betriebe könnten ihre Produktion­skosten immer weniger decken und würden Verluste machen. Ein Betrieb mit etwa 100 Schweinen würde heuer etwa ein Minus von 30.000 Euro einfahren.

Nun soll bei einem Agrar-Sonderrat am 7. September in Brüssel besprochen werden, wie den Milch- und Schweineba­uern geholfen werden kann. Wahrschein­lich wird es zu „Marktleist­ungspakete­n“kommen. D. h., es gibt ein Bündel von Absatzförd­ermaßnahme­n. Dies beinhaltet vor allem die Ankurbelun­g prospektiv­er neuer Auslandsmä­rkte und das Ankurbeln des Inlandskon­sums über Werbemaßna­hmen. Dass so etwas langfristi­g wirksam sein kann, bezweifeln Beobachter. Über kurz oder lang müsse es zu einer Marktberei­nigung in dem Sektor kommen, heißt es.

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Foto: APA/Fohringer Die Schweinebe­stände in Österreich sind auf knapp 2,8 Millionen Stück zurückgega­ngen, so die Statistik Austria. Dennoch ist der Fleischpre­is tief.
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Foto: APA Wer nicht direkt bei den zum Lufthansa-Konzern gehörenden Airlines bucht, muss ab 1. September eine zusätzlich­e Gebühr zahlen.

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