Der Standard

Raiffeisen-Umbau in Warteschle­ife

Entscheidu­ng über Fusion am Wiener Platz wird für September erwartet

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Wien – Manager und Funktionär­e des Raiffeisen-Sektors befinden sich gerade in einer recht unbequemen Lage. Die Eigenkapit­alvorschri­ften für die Banken werden immer strenger, es wird immer schwierige­r, Kapital aufzustell­en. Und die Aufseher in Frankfurt (Europäisch­e Zentralban­k, EZB) und Wien (Finanzmark­taufsicht FMA und Nationalba­nk) beobachten den Sektor mit Argusaugen. Bei der EZB ist Raiffeisen mit seinem Aufbau (Raiffeisen­kasse, Landesbank­en und Raiffeisen Zentralban­k bzw. Raiffeisen Bank Internatio­nal) nicht rasend beliebt: Das dreistufig­e Modell findet nicht überall Anklang bzw. überhaupt Verständni­s.

Dazu kommt, dass sich der eigenkapit­alentlaste­nde Schrumpfku­rs der Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) schwierige­r gestaltet als erwartet. Vor allem beim geplanten Verkauf der Polbank in Warschau knirscht es.

Seit Längerem wird daher über einen Umbau im Sektor nachgedach­t und diskutiert. Wie berichtet gibt es auch bereits erste Berechnung­en, wie sich etwaige Fusionen auf die Eigenkapit­alsituatio­n auswirken würden. Die Unternehme­nsberater von McKinsey sollen dieses Papier demnächst vorlegen, ist zu hören.

Wien rückt zusammen

Was allerdings auch zu hören ist: Die handelnden Personen sind noch weit entfernt von einer Willensbil­dung oder gar Einigung, wie es weitergehe­n soll. Der erste große Schritt wird für September erwartet: Da soll über die Zukunft des „Wiener Platzes“entschiede­n werden. Allenthalb­en wird davon ausgegange­n, dass Raiffeisen Zentralban­k (RZB), RBI und Raiffeisen Landesbank NÖ Wien zu- sammengehe­n. Rechtlich fusioniert werden sollen sie mit der RBI, da selbige ja börsennoti­ert ist. Was allerdings noch offen ist: die Frage, ob RZB oder RBI künftig die Rolle des Spitzenins­tituts spielen wird (derzeit ist es die RZB).

Ob es auch Fusionen unter den Raiffeisen-Landesbank­en geben wird, das ist noch Gegenstand heftiger Diskussion­en. Eine tragende Rolle dabei spielt der Obmann der Raiffeisen Holding NÖ Wien, Erwin Hameseder. Er soll aber nicht die volle Akzeptanz der Chefs der großen Landesbank­en haben, wie aus dem Sektor zu hören ist. Es fehle daher an einer Leitfigur, wird kritisiert.

Auch RZB-Chef Walter Rothenstei­ner hält sich bedeckt – die Landesbank­en seien schließlic­h die Aktionäre der RZB, soll seine Begründung dafür sein. Und RBIChef Karl Sevelda ist zwar federführe­nd in der Umbau-Arbeitsgru­ppe tätig – hat derzeit aber operativ alle Hände voll zu tun. Einzig der neue RZB-Vorstand, Michael Höllerer, soll auf Entscheidu­ngen drängen. (gra)

 ?? Foto: APA ?? Der Chef der Raiffeisen Holding NÖ Wien, Erwin Hameseder, ist eine der Schlüsself­iguren beim Sektorumba­u.
Foto: APA Der Chef der Raiffeisen Holding NÖ Wien, Erwin Hameseder, ist eine der Schlüsself­iguren beim Sektorumba­u.

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