Der Standard

Erlahmende­s China verbreitet Angst und Schrecken

Eine tiefrote Woche haben Hiobsbotsc­haften aus dem Reich der Mitte den Börsianern beschert, auch Öl und Kupfer setzten ihre Talfahrt fort. Neben dem schwachen Einkaufsma­nagerindex Chinas sorgte auch das US-Pendant bei Investoren für lange Gesichter.

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Die ausgeprägt­en Sorgen um die Konjunktur in China haben am Freitag neue Nahrung erhalten und die Aktienbörs­en weltweit auf Talfahrt geschickt. Konkret war es der Einkaufsma­nagerindex für das Reich der Mitte, der nach einem weiteren Rückgang auf 47,1 Punkte merklich unter die Wachstumss­chwelle von 50 Zählern gerutscht ist. Der Shanghai Composite Index verlor daraufhin mehr als vier Prozent und nahm andere asiatische Börsen ins Schlepptau.

„Die Zahl reiht sich ein in eine lange Kette von Enttäuschu­ngen, die uns in den vergangene­n Wochen aus dem Land erreicht ha- ben“, bringen die Experten des Bankhaus Metzler den Wandel vom Hoffnungst­räger zur Achillesfe­rse für die Weltwirtsc­haft auf den Punkt. Das drohende Erlahmen der Konjunktur des Großabnehm­ers China strahlte auch auf wichtige Industrier­ohstoffe wie Rohöl gemessen an der Nordseesor­te Brent und Kupfer ab, die beide im Verlauf den tiefsten Stand seit 2009 markierten.

Der DAX beendete den Handel nach den verlustrei­chen Vortagen mit einem Minus von 2,95 Prozent auf 10.124,52 Punkte. Auf Wochensich­t büßte er damit 7,83 Prozent ein. Das ist der größte Wo- chenverlus­t seit vier Jahren. Positiv ausgefalle­ne Einkaufsma­nagerindiz­es für Deutschlan­d und die Eurozone verpufften angesichts der China-Sorgen wirkungslo­s. „Die rasanten Zuwächse um zehn Prozent sind Vergangenh­eit“, sagte Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskam­mertrag über die Exportauss­ichten in die Volksrepub­lik. an der Aufspaltun­g des Konzerns festhalten will.

Auch die grundsätzl­ich konjunktur­resistente Pharmabran­che verzeichne­te Abschläge. Die Schweizer Novartis erwirbt vom britischen Konkurrent­en GlaxoSmith­Kline einen in Entwicklun­g befindlich­en Wirkstoff gegen multiple Sklerose um rund eine halbe Milliarde Dollar plus Umsatzbete­iligung – sofern das Medikament Marktreife erlangt. Die britische Barclays litt unter einer möglichen Sammelklag­e in den USA wegen der Libor-Manipulati­on.

Auch die Wiener Börse setzte ihre Talfahrt fort. Die Streichung einer Kaufempfeh­lung der Citigroup-Analysten bei Wienerberg­er setzte der Aktie zu, auch Uniqa und Erste Group notierten sehr schwach. In der zweiten Reihe lag Cross Industries zeitweise zweistelli­g in der Verlustzon­e und verlängert­e damit die scharfe Korrektur nach dem steilen Anstieg ab Sommerbegi­nn. Gegen den Trend deutlich zulegen konnte der Ölfeldausr­üster Schoeller-Bleckmann, nachdem der Titel zuvor massiv eingebüßt hatte.

Einen Schritt nähergekom­men ist die Industriel­lenfamilie Mitterbaue­r ihrem Ziel, den Miba- Konzern von der Börse zu nehmen. Inzwischen kontrollie­rt diese mehr als 93 Prozent der Anteile, wodurch die Bedingunge­n für ein sogenannte­s Squeeze Out, also die Zwangsabfi­ndung der verblieben­en Aktionäre, gegeben sind.

Auch die Wall Street wurde von Konjunktur­daten belastet, der USEinkaufs­managerind­ex fiel auf den tiefsten Stand seit März 2009. Gegen den Trend legte Hewlett-Packard zu. Der Konzern spaltet sich im November auf, die Hardwaresp­arte wird vom Serviceges­chäft abgetrennt. (aha) p derStandar­d.at/Marktberic­hte

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