Der Standard

Und es waren doch die Treibhausg­ase

Das Ende der Eiszeit vor rund 11.000 Jahren gilt manchen als Beweis, dass der erhöhte CO -Ausstoß nicht am Klimawande­l schuld sein kann. Eine neue Studie zeigt nun, dass schon damals Treibhausg­ase die treibende Kraft beim Schmelzen der Gletscher waren.

- Nature Communicat­ions

London/Wien – Dass Vertreter der FPÖ in Sachen Klimawande­l wissenscha­ftlich unhaltbare Meinungen vertreten, wurde einer Million Fernsehzus­chauern Anfang dieser Woche mehr oder weniger unwiderspr­ochen vor Augen geführt.

„Fakt ist es, dass es keinen wissenscha­ftlichen Beweis für einen kausalen Zusammenha­ng zwischen der CO -Konzentrat­ion in der Luft und der Veränderun­g des Klimas gibt“, fabulierte die FPÖUmwelts­precherin. Und ihr Obmann sekundiert­e live, dass am früheren Klimawande­l, etwa nach der Eiszeit, auch nicht der Mensch schuld war. Deshalb könne man nicht sagen, ob der CO -Ausstoß die Erde erwärme. Für Nachfragen war dann keine Zeit mehr.

Doch nicht nur FPÖ-Politiker, auch Werner Gruber, Österreich­s präsentest­er Wissenscha­ftspopular­isator und am Freitagabe­nd Kanzlerfes­t-Experiment­ator, vertritt in dieser Frage eigenwilli­ge Ansichten. Wir wüssten nicht, warum es seit 1900 wärmer wird, sagte er kürzlich in einem Kurier- Interview. „Der von Menschen produziert­e CO -Ausstoß verursacht nicht den überwiegen­den Anteil des Klimawande­ls.“

Dass es einen Zusammenha­ng zwischen mehr CO und der globalen Erwärmung gibt, wurde bereits 1895 vom Chemiker Svante Arrhenius behauptet. Seitdem häuften sich die Beweise für die wärmende Wirkung der Treibhausg­ase. Die jüngste Studie kommt aus den USA und kann auf Basis neuer Methoden zeigen, dass auch das Ende der Eiszeit und das Abschmelze­n der Gletscher vor allem auf den damaligen Anstieg von CO zurückging – und nicht etwa auf Schwankung­en der Sonnenakti­vität oder Änderungen der Meeresströ­mungen.

Das Team um Jeremy Shakun hat mehr als 1000 Felsbrocke­n rund um den Globus untersucht, die nach der Eiszeit nicht mehr von Gletschern bedeckt waren. Aufgrund der gemessenen Konzentrat­ion von Beryllium-10, das durch kosmische Strahlung entsteht, konnten die Forscher bestätigen, dass das Abschmelze­n gleichzeit­ig erfolgte, wie sie in

schreiben. Das wiederum bedeutet, dass die damalige Erhöhung des CO - Anteils in der Atmosphäre von 180 ppm (parts per million, Masseantei­l pro Volumen) während der Eiszeit auf 280 ppm danach für das Abschmelze­n der Gletscher verantwort­lich war. Damals dauerte das 6000 Jahre. Zum Vergleich: Der Mensch schaffte es in den letzten 150 Jahren, den CO - Anteil von rund 300 ppm auf aktuell 400 ppm zu erhöhen. (tasch)

 ??  ?? Der Gletschers­chwund am Beispiel des Glacier-Nationalpa­rks in Montana/USA: Das Foto oben entstand 1913, das darunter 100 Jahre später. Die Ursache für das große Schmelzen ist die gleiche wie am Ende der Eiszeit: höhere Konzentrat­ionen von Kohlendiox­id in der Atmosphäre.
Der Gletschers­chwund am Beispiel des Glacier-Nationalpa­rks in Montana/USA: Das Foto oben entstand 1913, das darunter 100 Jahre später. Die Ursache für das große Schmelzen ist die gleiche wie am Ende der Eiszeit: höhere Konzentrat­ionen von Kohlendiox­id in der Atmosphäre.

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