Die Musik mit Fingerherzchen garnieren
Erste Höhepunkte beim Frequency-Festival
St. Pölten – Die Hinweistafeln entlang der Landstraße muten prophetisch an: „Sportlerfest“, „Westernparty in Zagging“, „Riesen Heidelbeeren selberpflücken“, „Erlebnisspielplatz“. Am Ende der Straße liegt Sankt Pölten. Und dort findet in etwa genau das gerade statt. Das FM4-Frequency-Festival feiert 15 Jahre Bestand, zum siebenten Mal bespielt man das VAZ-Gelände in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. 120 Konzerte gehen beim einstigen AlternativeFestival über die Bühne. Heute ist es ein Volksfest, das längst auch andere Genres bedient.
„Way to Madness“steht in riesigen Buchstaben über dem Eingang. Dahinter wartet ein Labyrinth aus Sperrgittern und etlichen Wassergräben. Schon ab Dienstag stand gegen ein kleines Aufgeld das Gelände an der Traisen für Camper bereit. Zelte können am Ende des Festivals für das Flüchtlingslager Traiskirchen gespendet werden.
Ein bisschen Radical Chic
Musikalisch nahm das Festival am Donnerstagabend richtig Fahrt auf. Die irische Kuschelrockband The Script gab ihr erstes Österreich-Konzert. Zu Ohrwürmern wie Breakeven und Superheroes formte Sänger Daniel O’Donoghue kleine Fingerherzchen. José González lieferte auf der kleineren Bühne die melancholische Fassung davon. Der sanfte SingerSongwriter aus Schweden wurde bekannt durch seine Akustiknummern Crosses oder Heartbeats.
Die Hip-Hop-Formation K.I.Z baute bei ihrer Fascho-Satire auf einen Haufen Uniformierter mit Sturmgewehren, meterhohe Marmorstatuen ebensolcher und Illuminaten-Symbolik. Für den größten Besucherandrang am Donnerstag sorgte der deutsch-amerikanische Rapper Casper, der bei seinen Livekonzerten mit Rockband auftritt. Neben viel Schunkelmusik und einem BilderbuchCover gab es auch ein bisschen linken Radical Chic, der in einer gemeinsamen Zugabe mit den Kollegen von K.I.Z gipfelte.
Gefühl für Dramatik
Die Elektroniker The Chemical Brothers – mit Tom Rowlands steht derzeit nur ein originaler Bruder am Gerät – waren am Donnerstag Headliner auf der großen Bühne. Im Unterschied zu dem davor vom Publikum abgefeierten EDM-Duo Major Lazer haben die reiferen Herren der Chemical Brothers noch Gefühl für Dramatik. Es fasziniert das Dunkle und Störende an ihren Deejay-Sets. Da wird auch noch so mancher Höhepunkt abgewürgt und nicht alle 30 Sekunden mit einem anderen beliebigen Hit aus den Charts auf den nächsten Drop hingearbeitet.
Am Freitag standen mit The Prodigy weitere Pioniere des Big Beat auf dem Plan. Im Songwriter-Fach trat der US-Amerikaner William Fitzsimmons an. Heute, Samstag, wärmt der Elektronikmusiker Fritz Kalkbrenner das Publikum für den musikalisch interessantesten Act des Festivals auf. Der gefeierte USRapper Kendrick Lamar gibt sein Österreich-Debüt.